Schule: „Jeder hat seine Stärken“

17 Hauptschüler haben in einem Berufsorientierungscamp etwas über sich selbst gelernt.

Ratingen. Ein bisschen enttäuscht waren sie am Anfang ja schon. Lea Cunnings und Büsra Akgöz, die beiden Freundinnen aus der Klasse 9a, hatten sich freiwillig zum Berufsorientierungscamp der Elsa-Brandström-Schule gemeldet. Doch über Berufsbilder und Anforderungsprofile hat man ihnen während der vier Tage in Rhade bei Dorsten nichts erzählt. Rein gar nichts.

Zufrieden sind sie im nachhinein trotzdem. Büsra weiß jetzt: "Ich will auf keinen Fall mehr für andere kochen." Das musste sie nämlich einmal machen. Viel mehr liegt es ihr, anderer Leute Freizeit zu organisieren. Einen Abend mit Cocktailbar, Musik und Fußball hat sie für die übrigen 16 Mitschüler auf die Beine gestellt. Das hatte sie gut im Griff.

"Mir hat Mathe besonders Spaß gemacht", erinnert sich Lea und meint den halben Tag, an dem sie Eingangs- und Ausgangsrechnungen bearbeitet hat. Bürokauffrau könnte etwas für sie sein, hat sie daraus geschlossen: "Auf jeden Fall nichts Handwerkliches." Und so hat jedes der zwölf Mädchen und jeder der fünf Jungs etwas über sich selbst erfahren, hat kleine Erfolgserlebnisse gesammelt.

"Wir haben das Pferd von hinten aufgezäumt", erklärt Rüdiger Rönne, Sportlehrer beim ASC West und treibende Kraft der Firma "Jobjektiv". Er hat das Konzept für das Camp entwickelt. Im Mittelpunkt stand nicht etwa die Frage, welche Fähigkeiten für diesen oder jenen Beruf gebraucht werden, sondern, welche Stärken in den Jugendlichen stecken. "Jeder kann etwas - auch wenn das vielleicht nicht in der Schule benotet wird."

An jedem Camp-Tag mussten die Schüler zwei Aufgaben anpacken. Einen Bilderrahmen nach Anleitung bauen und kreativ verzieren, kochen, Akten sortieren oder die Kletterwand bezwingen. Was Klettern mit der Berufswahl zu tun hat? "Das zeigt die Kompetenz, sich durchzubeißen und hochzukämpfen", erklärt Rönne. Wertvolle Stärken, gerade für Berufsanfänger.

Der Camp-Leiter war überrascht über das Potenzial seiner Schützlinge. Von wegen, keine Chance auf dem Arbeitsmarkt: "Wir haben regelrecht Persönlichkeiten entdeckt. Manchen konnten wir zeigen, dass sie sich selbst unterschätzen."

Zurück in Ratingen, präsentierten die Schüler jetzt, was sie von ihren Erfahrungen dokumentiert hatten. Rosa Dörr vom Jugendamt, die das Projekt mit initiiert und mit L.O.S.-Mitteln finanziert hat, war ebenso zufrieden mit dem Experiment, wie die fünf erwachsenen Begleiter. Zwei davon, von der Ratinger Kompetenzagentur, werden die Jugendlichen auch weiter beim Start ins Berufsleben unterstützen.

Nach der Präsentation in der Schule ging es dann auch erstmals konkret um Berufe. Auf einem der Holztische lagen für die Schüler dutzende der einschlägigen Broschüren aus. Doch Lea und Büsra hat das schon gar nicht mehr interessiert.