Da geht die Post nicht ab

Ärger über volle Briefkästen und zu wenig Leerungen. Besonders betroffen sind die beiden Standkästen vor der Hauptpost in der Innenstadt. Die Post spricht von Fehleinwürfen.

Ratingen. Da geht die Post überhaupt nicht ab: Immer wieder sorgen übervolle Briefkästen für Frust und Verdruss. Besonders betroffen sind die beiden Standkästen vor der Hauptpost in der Innenstadt. Noch Stunden vor der nächsten Leerung rutschten in diesen Tagen aus einem der beiden Kästen schon die Briefe heraus, sobald man nur die Einwurfklappe anhob. Und im anderen konnte man den Füllstand ohne fingerbrecherische Verrenkungen fühlen.

Eine Post-Mitarbeiterin, auf den Missstand hingewiesen, reagierte achselzuckend: "Dafür sind wir nicht mehr zuständig. Die Leerung der Briefkästen hat ein anderes Unternehmen übernommen."

Auf den Vorschlag, den übervollen Briefkasten zu öffnen, um einige Briefe zu entnehmen, antwortete sie: "Dafür haben wir keinen Schlüssel." Erst der Hinweis darauf, dass eingeworfene Sendungen wieder herausrutschen, und es auch nicht sehr "korrekt" aussehen würde, wenn ein "Nichtbefugter" Briefe aus dem Kasten herausfischt und zum Schalter trägt, brachte die Mitarbeiterin zum Handeln.

Trotz ihrer Postuniform wurde sie bei diesem Treiben von Passanten argwöhnisch beobachtet. Die Ratinger sind beim Thema Post nachhaltig verunsichert. Vor fünf Jahren entpuppten sich die Briefkästen als wahre Sickergruben: Im ganzen Stadtgebiet verschwanden hunderte Sendungen - Schwerpunkte waren in Mitte und Lintorf.

Damals konnte ein Mitarbeiter eines Subunternehmens als Postdieb ermittelt werden. Ende 2007 häuften sich erneut die Fälle, dass Briefe ihre Adressaten nicht erreichten.

Dieses Post-Problem ist offenbar gelöst. Nicht gelöst ist aber das Problem übervoller Briefkästen. "Die sind nicht überfüllt, weil die Leute plötzlich ganz viel schreiben, sondern einfach nur verstopft", weiß Post-Sprecher Friedrich Buttgereit. Schuld seien großformatige Sendungen, die geknickt durch den Einwurfschlitz geschoben werden und sich im Kasten wieder aufklappen.

Damit würden sie wie eine Sperre wirken, auf der alle nachfolgenden Briefe liegen bleiben. "Das Problem haben wir fast immer, wenn wir einen Mitarbeiter zu einem angeblich überfüllten Briefkasten schicken", so Buttgereit.

Er hält die Kästen für ausreichend dimensioniert und auch die Leerungszeiten für ausreichend. Wenn großformatige Sendungen am Schalter abgegeben würden, gäbe es deutlich weniger verstopfte Kästen, ist sich der Post-Sprecher sicher.

Dass die eigenen Mitarbeiter in den Postämtern aber keine Möglichkeit haben, selbst einzugreifen und übervolle Kästen zu leeren, will Buttgereit zu ändern versuchen. "Es gibt nichts schlimmeres, als wenn sich Mitarbeiter hinter Vorschriften verstecken."