Bezirksregierung weist Überhangklasse an

15 Schüler aus der Erprobungsstufe müssen das Gymnasium verlassen. Nun ist die in Teilen leidige Diskussion um die Kosten der Unterbringung per Anweisung vom Tisch.

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Wülfrath. Die Bezirksregierung Düsseldorf hat Wülfrath angewiesen, für das kommende Schuljahr eine Überhangklasse in der Sekundarschule einzurichten. Das teilte die Stadt gestern in einer dünnen Pressemitteilung mit. Kommentieren wollte die Anweisung niemand aus der Verwaltung. Sprecherin Franca Calvano sagte lediglich, dass „der Fachbereich Kontakt zur Bezirksregierung aufnehmen wird, um zu besprechen, wie es weitergeht“. Das muss dieser allerdings auch machen.

Klaus Killich, Dezernent der Bezirksregierung Düsseldorf mit Blick auf die Diskussion um die Kosten einer Überhangklasse

In den vergangenen Jahren ging es in der Regel um fünf oder sechs Schüler, die nach der Erprobungsstufe (Klassen 5/6) wechseln mussten, diesmal um 15. Nur acht von ihnen kann die Sekundarschule am Berg Plätze in der Jahrgangsstufe 7 bieten. In den umliegenden Kommunen gibt es laut Bezirksregierung ebenfalls zu viele Schulformwechsler, damit entfällt die Option, die Wülfrather Schüler auswärts unterzubringen.

Die Anweisung aus Düsseldorf könnte nicht zuletzt von einer Ausschusssitzung befeuert worden sein. Verwaltung und Politik hatten vergangene Woche bei den gemeinsamen Beratungen Schul- und Jugendhilfeausschuss aus Kostengründen die Einrichtung einer Überhangklasse fast durch die Bank abgelehnt. Genau die war aber von der Bezirksregierung vorgeschlagen worden.

Kämmerer Rainer Ritsche und Martin Sträßer (CDU), Vorsitzender des Schulausschusses, hatten folgende Rechnung aufgestellt: Wenn Wülfrath eine Überhangklasse für 15 Schüler einrichte, dann müsste die Stadt die Kosten für 14 auswärtige Kinder übernehmen, ohne dass es für diese einen finanziellen Ausgleich vom Land gibt. „Das wollen wir nicht“, sagte Rainer Ritsche.

Bei dieser Sitzung waren auch Thomas Keller und Klaus Killich, Dezernenten der Bezirksregierung, anwesend. Klaus Killich sagte den Ausschussmitgliedern, dass eine Überhangklasse in diesem Fall ohne Antrag eingerichtet werden könne, wenn dies nicht zum Regelfall werde. Er räumte aber auch ein, dass es weder zeitnah mehr Lehrer noch Zuschüsse gebe. Der nächste Einstellungstermin für Lehrer ist am 1. November. Es gebe aber keine Garantie, dass Wülfrath auch bedacht wird. Beide Dezernenten waren sichtbar von der Diskussion um die Kosten irritiert. Klaus Killich bemerkte schließlich: „Eine Kommune sollte schon darauf achten, seine Schüler in der eigenen Stadt unterzubringen.“

Wolfgang Peetz, Fraktionsvorsitzender der Wülfrather Gruppe, kritisierte mit Blick auf die Anweisung die Verwaltung, weil diese nicht rechtzeitig an einer praktikablen Lösung gearbeitet habe. „Damit ist auch die Chance dahin, eine Lösung in Zusammenarbeit mit den ebenfalls betroffenen Nachbarstädten zu finden, so Wolfgang Peetz weiter. Er habe zudem kein Verständnis dafür, wie lange die Stadt die betroffenen Eltern im Unklaren gelassen hat.

Manfred Hoffmann, SPD-Fraktionsvorsitzender, sagte: „Wir können uns da nicht rausziehen, die anderen Kommunen haben dasselbe Problem.“ Schwierig sei die Lage aber, wenn keine neuen Lehrkräfte zur Verfügung stellt würden. „Dann wäre eine deutliche Mehrbelastung der Lehrer die Folge“, so Manfred Hoffmann.