Neviges Brüder haben Gewissheit über ihre Zukunft

Neviges. · Die Franziskaner bereiten ihren Abschied aus Neviges vor. Gestern informierten sie, wo sie künftig tätig sein werden. Wer die Gemeinde betreuen wird, bleibt offen.

 Die Franziskanerbrüder Dietmar (r.) und Peter werden im Januar Neviges verlassen.

Die Franziskanerbrüder Dietmar (r.) und Peter werden im Januar Neviges verlassen.

Foto: Ulrich Bangert

Die sechs verbliebenen Franziskanerbrüder im Nevigeser Kloster wurden ausgerechnet an Maria Himmelfahrt vom Provinzialat der Deutschen Franziskanerprovinz in München per E-Mail über ihre anstehenden Versetzungen informiert. Seit dem Frühjahr steht fest, dass die Franziskaner nach fast 350 Jahren Neviges verlassen werden.

„Dem Entschluss ging ein zweijähriger Prozess voraus, in dem entschieden wurde, welche Standorte auf Dauer bestehen bleiben, welche mittelfristig aufgegeben werden und welche im Lauf des Jahres geschlossen werden. Neviges gehörte leider dazu“, bedauert Bruder Dietmar Brüggemann. „Jetzt herrscht Sicherheit, da kann man planen. Bei den Versetzungen wurden persönliche Neigungen und Vorlieben berücksichtigt, da gibt es keinen Marschbefehl“, so Bruder Dietmar, der schon länger wusste, dass er Hausoberer und Wallfahrtsleiter in Vierzehnheiligen wird. „Ich hatte mich schon ein bisschen darauf gefreut, durfte aber nicht drüber reden. Die Aufgaben sind vergleichbar wie in Neviges, nur eine Nummer größer, das macht mich schon ein bisschen gelassen. Zur Wallfahrt kommen dort die vielen Touristen hinzu, in der Nähe liegt das Schloss Banz. Ich tausche das Bergisch-Westfälische gegen fränkisches Barock, das kommt mir gelegen, weil ich ein barocker Typ bin.“

Bruder Peter Fobes wird ans Essener Franzikaner-Kloster versetzt, von wo aus er die Laiengemeinschaft der Franziskaner betreut, was ihn ab und zu sogar nach Neviges kommen lässt. Daneben bleibt er Schriftleiter der Zeitschrift „Bruder-Jordans-Weg“. Die anderen Brüder in Essen, die als Gemeindepfarrer sowie als Seelsorger für Obdachlose und Italiener tätig sind, kennt er bereits gut.

Die Brüder gehen an ganz
unterschiedliche Orte

Bruder Jakobus-Maria Raschko wird nach Jerusalem ziehen, wo er für die internationale Franziskanergemeinschaft den Pilgern seelsorgerisch beistehen wird. Bruder Wolfgang Strotmeier wird Seelsorger im Kloster Fulda, Bruder Paul Waldmüller übernimmt die Aufgaben des Hausoberen im Marienthal im Rheingau. Bruder Konrad Pendzich wird seine geschätzten Dienste künftig im Haus und Garten des Klosters Wangen im Allgäu verrichten. Übrigens wird Bruder Frank Krampf, der im Herbst überraschend Neviges verließ, die Leitung des internationalen Studentenheims der Franziskaner übernehmen, wo junge Menschen jeglicher Nationalität und Religion bei Bedürftigkeit unterstützt werden.

„Wir bereiten uns auf dem Umzug vor, wir vermeiden Neuanschaffungen. Allerdings ging die Kaffeemaschine kaputt, da musste eine neue her“, so Bruder Dietmar, der wie alle Nachfolger des Heiligen Franziskus in Bescheidenheit lebt. „Wir verfügen zum Beispiel nicht über eine EC-Karte.“ Was mit dem Räumlichkeiten in Neviges passiert, kann er nicht sagen: „Die gehören der Pfarrgemeinde, wir sind nur Mieter. Wir nehmen nur mit was den Franziskaner gehört. Streng genommen zählt das Gnadenbild dazu, aber das bleibt natürlich hier“, versichert Bruder Dietmar. Die Bibliothek wird von Theologiestudenten in Münster auf einem Basar verkauft, der Erlös kommt der Arbeit der Franziskaner in Syrien zu Gute.

„Was die Nachfolge in Wallfahrt und Pfarrei angeht, da liegen uns keine Informationen vor, das ist Sache des Erzbistums Köln“, so Bruder Dietmar und räumt umgehend mit einem Gerücht auf: „Die franziskanisch inspirierte Vivere-Bewegung wird das mit Sicherheit nicht übernehmen.“