Neviges Busfan machte das Hobby zum Beruf

Neviges. · Veit Kornberger setzt auf Tönisheide filigrane Automodelle zusammen.

Veit Kornberger betrachtet einen Bus der Ötztaler Verkehrsgesellschaft und eine historische Scania Zugmaschine aus eigener Produktion.

Foto: Ulrich Bangert

„Ein richtiges Weihnachtsgeschäft habe ich nicht, die meisten Bestellungen kommen, wenn ich im August Neuheiten vorstelle“, sagt Veit Kornberg. Der Tönisheider Kleinunternehmer produziert kleine Autos, bei denen einst die Jungens große Augen bekamen. So war es jedenfalls bei Veit Kornberger. Die Kunststoffflitzer lagen bei ihm weniger unter dem Weihnachtsbaum, sondern lockten als Belohnung für unangenehme Gänge.  „Ich ging nie gerne zum Kinderarzt und zum Frisör. Wenn ich das brav über mich ergehen ließ, durfte ich mir ein kleines Wiking-Modellauto aussuchen.“

Der kleine Veit, Jahrgang 1968, wuchs in dem  Dörfchen Eggerscheidt zwischen Hösel und Ratingen auf. Seine Eltern hatten keinen Führerschein, da fuhr man fast täglich mit dem Bus, und so entstand eine besondere Affinität zu den großen Verkehrsmitteln. Der herangewachsene Bus-Freak wurde zwar nicht Berufskraftfahrer, sondern begann eine Karriere im gehobenen Dienst bei der Ratinger Stadtverwaltung. Die Begeisterung für die Minifahrzeuge blieb. „In den 80er Jahren gab es einen Boom, als Unternehmen Werbemodelle für sich  anfertigen ließen.“ Die wollte der Schüler natürlich haben, besuchte Tauschbörsen, knüpfte Kontakte zu anderen Sammlern. So ganz langsam stellte sich ein bescheidender Handel mit den filigranen Plastikautos ein. Von namhaften Herstellern erwarb er die Spritzgussformen ausgelaufener Modelle, die er anschließend verbesserte und aufpeppte.

Schließlich machte er sein Hobby zum Beruf. Mit CAD-Programmen legt er selbst am Computer die Daten für die Formen fest, die Werkzeuge werden in China hergestellt. „In Deutschland ist das einfach zu teuer“, so seine Erfahrung nach langer Suche. Den eigentlichen Guss lässt der „Autohersteller“ zu einem Teil in Deutschland  erledigen. „Eigentümlicherweise sind hier die Kosten fast wie in China, wenn nicht sogar geringer“,  hat  Kornberg festgestellt. Er ist sehr zufrieden mit einer Kleinfirma in Wuppertal-Barmen: „Das ist praktisch in der Nachbarschaft und die machen auch mal geringe Stückzahlen.“ Obwohl die Lohnkosten in Fernost immer noch geringer sind, lässt er teilweise die Modelle in Tönisheide  montieren, sinnigerweise über einer Autowerkstatt. „Die ersten Zehn einer neuen Serie baue ich selbst zusammen und kalkuliere die Zeit, schließlich muss ich den Mindestlohn zahlen“, so der Kleinunternehmer, der geschickten Schülern einen Nebenverdienst ermöglicht.

Die großen Omnibusse beschäftigen Veit Kornberger immer noch, und das im Wanderurlaub. „Naheliegenderweise hatte ich mich im Veitenhof im Ötztal einquartiert. Dort sind mir die Solaris-Busse der Ötztaler Verkehrsgesellschaft aufgefallen. Andere kommen mit Souvenirs aus den Ferien, ich bringe sie mit. Einige der Modelle hat das Verkehrsunternehmen von mir erworben.“ 

Immer wieder gibt es Anfragen von Firmen, die von ihren Fahrzeugen gerne ein Modell haben möchten. „Die Stadtwerke Braunschweig hatten einen alten Büssing-Anderthalbdeckerbus restauriert, den habe ich im Verhältnis 1:87 nachgebaut.“ Dieser Maßstab entspricht den beliebten H0-Modelleisenbahnen,  da sind die Modelle aus Tönisheider Fertigung eine beliebte  Ergänzung.

Gelegentlich baut „VK-Modelle“ noch zierlichere Fahrzeuge. Für einen bekannten Modellbahnhersteller schuf Veit Kornberger einen Bahnbus im Maßstab 1:160, der als „Schienenersatzverkehr“ zum Einsatz kam. „Das Vorbild fuhr hier in Velbert.“

Trotz eines herben Rückschlags mit einem chinesischen Geschäftspartner, der plötzlich die Produktion einstellte und die Formen behielt, bereut Veit Kornberger den Wechsel von der Beamtenlaufbahn ins Unternehmertum nicht. „Mir schwebt noch Vieles vor. Vor allem möchte ich den Bus eines Ratinger Reiseunternehmens nachbauen, der mich zur Schule brachte.“