Das Jahr der Bürgermeisterin
Jahresvorschau: Die Themen 2007 werden auch im nächsten Jahr im Mittelpunkt stehen: städtische Finanzprobleme, die Vermarktung des alten Rathauses, die Zukunft der Stadthalle. In der Stadtverwaltung hat Barbara Lorenz-Allendorff alle Fäden in der Hand.
<strong>Wülfrath. Es ist die Situation, die sie sich für die Stadtverwaltung gewünscht hatte: eine Führungsriege ohne Wahlbeamte. Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff geht scheinbar gestärkt aus dem Jahr 2007 heraus. Das Jahr, in dem die CDU - die sie bekanntlich als Bürgermeister-Kandidatin nominiert hatte - Lorenz-Allendorff aus dem Amt heben wollte. Die Union ist damit ebenso gescheitert, wie mit dem Versuch, schnellstmöglich einen neuen 1.Beigeordneten für das Rathaus zu wählen. Somit ist die ganze Machtfülle in der Verwaltung auf Lorenz-Allendorff vereint. Sie muss jetzt beweisen, dass ihr Modell vom beigeordnetenfreiem Rathaus funktioniert, dass sie in der Lage ist, sowohl Finanz- als auch Personalressort zu leiten - und noch "Erste Managerin" der Stadt zu sein: 2008 - das Jahr der Bürgermeisterin.
"Sie haben keine Zeit, zu experimentieren."
Barbara Lorenz-Allendorff geht ohne politische Rückendeckung in das neue Jahr. Das wurde in der letzten Ratssitzung des Jahres deutlicher denn je. Da machte sie sich die Position der DLW, die einen dauerhaften Verzicht auf Beigeordnete forderte, zu eigen. Vehement warb sie für ihr Modell: "Die Verwaltung mit kompetenten Amtsleitern zu managen." Ganze neun Stimmen fanden sich dafür im Rat - neben der DLW stimmte die Grüne/WWG mit. 25 votierten gegen die Bürgermeisterin: Ein Schulterschluss von CDU, SPD und FDP, der aber nicht für eine direkte Neuausschreibung der Beigeordnetenstelle hielt. Die SPD will damit bis 2009 warten - und gewährt der Bürgermeisterin somit eine Art "Probezeit": "Sie haben keine Zeit zu experimentieren. Das Jahr ist Ihr Prüfstein. Und der Maßstab ist die Finanzwirtschaft. Daran werden Sie gemessen. Die SPD wird Sie kritisch beobachten", machte das Manfred Hoffmann in direkter Ansprache sehr deutlich. Mit dem genehmigten Haushaltsicherungskonzept hat die Bürgermeisterin eine Art Instrument als Stütze, die die Finanzen ins Gleichgewicht bringen soll. Mit dem Millionenloch vor Augen ist der Haushaltsplanentwurf 2008, der ihre Handschrift tragen soll, ein Prüfstein. Laut mittlerer Finanzplanung sind für kommendes Jahr Millionenerlöse aus der Vermarktung von Rathaus und Jugendhaus vorgesehen. Fließen die nicht, müssen neue Sparerfolge erzielt werden.Überhaupt: Der Verkauf des leer stehenden Rathauses an der Goethestraße muss 2008 einen entscheidenen Schritt nach vorne gebracht werden. Noch gibt es kein stimmiges Konzept für dieses Areal.
Müllabfuhr Die Abfallentsorgungsverträge der Stadt laufen 2010 aus. 2008 soll aber schon im Rat die Richtungsentscheidung fallen: Wird die Abfallgebühr über die Verwiegung ermittelt? Wird es wieder eine städtische Müllabfuhr geben?
Schulen Die Hauptschule wird im Sommer zur Ganztagsschule. Das steht fest. Und doch wird es eine Diskussion um den Schulstandort Wülfrath geben müssen. Die SPD hat diese - sicher nicht zu einem günstigen Zeitpunkt - bereits "angezettelt". Vor dem Hintergrund sinkender Schülerzahlen muss darüber nachgedacht werden, wie Schule in Wülfrath aufgestellt sein soll. Da geht es um die Zügigkeit der Grundschulen ebenso, wie um die Zukunftsfähigkeit der weiterführenden Schulen. Der Ganztagesbetrieb ist Trend und wird auch Realschule und Gymnasium in nicht allzu weiter Zukunft ereilen. Darauf vorbereitet zu sein, heißt auch, Konzepte für Mensen zu erstellen. Und: Ein Standort für die Freie Aktive Schule muss 2008 gefunden werden. Für die private Grund- und Realschule ist das Dienstleistungszentrum nicht mehr lange geeignet.
Justitia: Treffen sich Stadt, GWG und Uwe Clees vor Gericht wieder? Bekanntlich hat der Investor beide in Sachen Dienstleistungszentrum verklagt. Nicht ausgeschlossen, dass es 2008 zu einem Prozess kommt.
Zeittunnel: Entscheidende Weichen für eine künftige Trägerschaft könnten 2008 gestellt werden. Nach einer Initiative der CDU wird zurzeit geprüft, ob die Stiftung Neandertal Museum auch die Wülfrather Einrichtung übernehmen kann. Auf jeden Fall geplant: 2008 soll ein Förderverein Zeittunnel gegründet werden.
Stadtmarketing: Die Gesellschaft wird nun doch nicht liquidiert. Wie sie aber künftig arbeiten wird? Ob die Stadt tatsächlich alle Anteile der privaten Gesellschafter aufkauft? Was die Ziele sein werden? Darauf müssen 2008 Antworten gegeben werden.
Straßenbau: Wird die nördliche Umgehungsstraße von Kocherscheidt bis Nord-Erbach endlich begonnen? Vorgesehen ist das 2008 auf jeden Fall. Das war es aber auch 2006 und 2007.
Medizin: Das Ärztehaus am Dienstleistungszentrum steht aktuell nicht mehr auf der Agenda. Kann sich das Gesundheitszentrum im Herminghaus-Stift etablieren? Setzt St. Antonius dort die Pläne für eine Geriatrische Reha-Klinik um? Wenn da 2008 nicht einmal ein doppeltes Nein droht...
Jugendhaus: Der Umzug naht. Die Jugendlichen werden ihr Domizil in den Eschen verlassen und zur Schulstraße ziehen. Einen Termin gibt es nicht. Bis zum Sommer sollte es aber passiert sein.
Stadtwerke: Um 0,19 Cent steigt zum 1.Januar der Preis für eine Kilowattstunde Heizgas. Der Wasserpreis bleibt stabil.
Kommunalwahl: 2009 wählen die Bürger ein neues Stadtparlament und den Bürgermeister. In 2008 werden die Parteien ihre Kandidatensuche intensivieren. Die CDU will Rats- und Bürgermeister-Kandidaten bereits im Herbst nominieren.