Mit 18 schon ein Mercedes
Mercedes 170s: Mit seinem ersten Wagen war Karl-Heinz Dorst viel auf Achse, hatte aber auch reichlich Ärger damit.
<strong>Ratingen. Ein schöner Sommertag irgendwann in den 60er-Jahren war’s. Karl-Heinz Dorst, Spross einer erfolgreichen Spediteursfamilie in Tiefenbroich, hatte sich mit seiner Freundin zum Sonntagsausflug aufgemacht. "Oder vielleicht war es auch ein anderer Tag, ich weiß das nicht mehr so genau", sagt er heute. Aber wo das Foto damals entstanden ist, daran erinnert sich der 60-Jährige noch ganz genau. "Auf den Feldern zwischen Ratingen und Tiefenbroich." Es zeigt den damals 18-Jährigen mit seinem ersten Auto. "Ein Mercedes 170S", erklärt Karl-Heinz Dorst - und gerät ins Schwärmen. Klar, als Mitglied einer Spediteursfamilie und selbst erfolgreicher Fuhrunternehmer hat man eben ein ganz besonderes Verhältnis zu motorisierten Gefährten. Dabei war der Wagen, als Dorst ihn bekam, alles andere als neu. "Er war schon 18 Jahre alt", sagt der Unternehmer. Der Großvater - ein großer "Organisierer" und Netzwerker - kam irgendwann mit damit auf den Hof gefahren. Ein Schnäppchen.
"Es war der erste Mercedes mit S-Bezeichnung", weiß Dorst heute. Die technischen Daten: Unter der Haube schlummerte ein Benzinmotor. 52 PS machten den jungen Dorst mobil. "Dass der Wagen ein Benziner war, war nicht so gut", erinnert er sich. Der Grund: Die Spedition Dorst hatte zwar eine eigene Tankstelle auf dem Hof. Im Tank lagerte aber stets nur Diesel. "Was bedeutete, das ich nicht günstig zu Haus tanken konnte. Und das Auto hat viel Sprit gefressen!"
Überhaupt: Das Thema Reparaturen stellte die Beziehung Dorsts zu seinem ersten Auto oft auf eine harte Probe. "Es war eigentlich immer ’was dran." Und sein Vater, Mechaniker im Familienunternehmen, verbrachte bald jeden Samstag mit Ausbesserungsarbeiten. "Das ging so auf Dauer nicht", sagt Dorst. So wurde der Mercedes nach zwei Jahren verkauft.
"Schwer gefallen ist mir das damals nicht", sagt Dorst. "Wie das so ist: Als junger Mann freut man sich ja auch auf etwas Moderneres." Und doch: Heute wird er auch wehmütig. "Das war schon ein lustiges Auto", schmunzelt er. Angefangen beim Winker, der damals als Blinker fungierte, bis hin zur urigen Schaltung. "Der Schaltknüppel war über einen Meter lang."
Und so käme Karl-Heinz Dorst heute doch in Versuchung, würde er den 170er von damals auf einer Oldtimer-Börse entdecken. Er würde wohl zuschlagen, ihn kaufen, herrichten. Und vielleicht mal wieder Sonntagsausflüge auf vier Rädern machen - natürlich mit Gattin Wilma.