Endlich Platz für die Kleinsten
Kindergärten: Die geburtenschwachen Jahrgänge machen’s möglich – und nötig: Ratingens Kitas nehmen bald mehr Zweijährige auf.
<strong>Ratingen. Wenn es um die Entwicklung bei den Kindergärten geht, lässt sich über Ratingen Erstaunliches sagen: Die Stadt hinkt im kommunalen Vergleich hinterher - und ist sogar noch ein wenig stolz darauf. Denn die Platznot in den Kitas ist nicht zuletzt ein Symptom für Kinderreichtum. Doch der Trend hat ein absehbares Ende, bald wird in den ersten Ortsteilen die Zahl der Kleinkinder spürbar sinken.
Die Verwaltung sieht’s mit gemischten Gefühlen. Denn der Rückgang hat auch sein Gutes. Ab dem kommenden Kindergartenjahr können nicht nur alle Kinder ab drei Jahren untergebracht werden - die darauf einen Rechtsanspruch haben -, sondern zusätzlich Platz für die Allerkleinsten geschaffen werden.
Ein Jahr Altersunterschied bedeuten für die Kitas eine erhebliche Umstellung - organisatorisch wie räumlich: Es müssen Wickelplätze und Schlafräume eingerichtet werden, außerdem wird nach dem neuen Kindergartengesetz Kibiz eine andere Gruppenform nötig, die der Zwei- bis Sechsjährigen.
"Das müssen wir uns aber leisten können", gibt Jugendamtsleiterin Christa Seher-Schneid zu bedenken. Denn weil die Minis besonders viel Aufmerksamkeit brauchen, dürfen die Gruppen nur noch höchstens 20 Kinder groß sein - statt bisher 25.
Ansonsten sieht man in Ratingen dem weit reichenden Kibiz-Gesetz gelassen entgegen. "Wir müssen abwarten, wie die Eltern die neuen Angebote annehmen, die Kibiz ihnen bietet", sagt Sozialdezernent Rolf Steuwe.
Von Stadtteil zu Stadtteil sieht die Lage dabei ganz unterschiedlich aus. 14 Einrichtungen in Lintorf, Breitscheid, Ost, Homberg und West haben schon angekündigt, bei Bedarf eine Gruppe einzurichten, in die vier bis sechs Kleinkinder aufgenommen werden können (siehe Kasten), drei weitere in Mitte haben ihr Interesse bekundet. Bis Sommer 2009 könnten so insgesamt etwa 150Plätze geschaffen werden.
"Vorausgesetzt, dass der angedachte Neubau in Mitte kommt", sagt Christa Seher-Schneid. Ihr Dezernent hat daran keinen Zweifel: "Der Kindergarten ist geplant, voraussichtlich auf dem Balcke-Dürr-Gelände." Dadurch, dass sich der Bau immer wieder verzögert hat, kann jetzt auf die neue Situation reagiert werden. "Wir wollen von vornherein in Richtung U3 umplanen", kündigt Steuwe an. Außerdem wolle man die umliegenden Unternehmen einbeziehen. Die könnten sich an den Kosten beteiligen und dafür ihren Mitarbeitern Kita-Plätze anbieten, so die Idee.
In Hösel und Tiefenbroich ist derweil an U3-Betreuung nicht zu denken. Dort heißt es: Erst die Pflicht, dann die Kür. Noch immer finden nicht alle Über-Dreijährigen einen Platz.
Das umgekehrte Bild zeigt sich in Homberg. Dort wachsen die Überkapazitäten so rapide, dass schon laut über eine Kindergartenschließung nachgedacht wird. "Es bleibt abzuwarten, ob dies bereits zum 1. August notwendig wird", heißt es dazu in der Verwaltungsvorlage. Um welches Haus es sich handeln könnte, lässt das Jugendamt noch offen.