„Die Arbeit fängt jetzt erst an“
Demografie: Bürger beklagen Worthülsen auf Infoabend.
Wülfrath. Aufbruchssstimmung fühlt sich irgendwie anders an: „Worthülsen. Schade.“ So hat Ilka de Jong den Informationsabend zum Demografische Entwicklung kommentiert. „Wülfrath will gar keine Neubürger“, sagt die Mettmannerin Rotraut Wohlert. Oder: „Ich habe einfach mehr Konkretes erwartet“, hat anonym ein Gast auf einen weißen Zettel geschrieben.
Wer unter den rund 80 Besuchern im Rathaus an dem Abend im großen Rathaussaal konkrete Aussagen erwartet hatte, wie auf die Herausforderungen des demografischen Wandels reagiert werden soll, wurde enttäuscht. „Die Arbeit fängt jetzt erst an. Nun werden konkrete Ideen entwickelt, Maßnahmen geplant und umgesetzt“, warb Bürgermeisterin Claudia Panke um Verständnis. Sie verwies darauf, dass zehn Jahre lang das Thema und eine strategische Ausrichtung nicht vernachlässigt worden seien. „Es mussten erst einmal Grundlagen geschaffen werden.“
Und aus dieser Sicht war für Udo Neumann, Demografiebeauftragter, die Infoveranstaltung ein Erfolg. Das Ziel sei gewesen, Politiker und interessierte Bürger auf den selben Informationsstand zu bringen, sowie aufzeigen, welche Handlungsfelder die Politik definiert hat, „um die Schrumpfung zu gestalten“. Das ist unstrittig: Die Einwohnerzahl wird sinken. Streben Rat und Verwaltung eine Größenordnung von 20 000 Einwohnern an, prognostizieren andere Institute weniger Einwohner.
In Tandems — je ein Ratsmitglied und ein Mitarbeiter der Verwaltung — wurden die erarbeiteten Oberziele vorgestellt. Die Qualitäten waren sehr unterschiedlich. Allgemeinplätze wie „wir brauchen mehr Gewerbeansiedlung und müssen den Unternehmensbestand pflegen“ sorgten für Unmut im Saal.
Dass es auch deutlicher geht, wenn es darum geht „neue Menschen für Wülfrath zu begeistern“ (O-Ton Axel Effert, CDU), deutete Planungsamtsleiterin Christian Singh an, die statt großer Neubaugebiete gezielte, qualitätsvolle Baulücken-Schließungen favorisierte — für ein „kleines aber feines Wülfrath“. Auch die Forderung nach Stadtbussen zur Flexibilisierung des ÖPNV, war so ein Beispiel. Dass Manfred Hoffmann (SPD) in Sachen Bildung das Ziel formulierte, alle Schulabschlüsse müssten in Wülfrath möglich sein, hatte ebenso eine Tendenz. Denn: Den Erhalt aller Schulformen vor Ort forderte niemand mehr.
Trotz der skeptischen Stimmung will Panke „alle Bürger abholen und einbinden“ auf Wülfraths Weg in die Zukunft. Auch die alleinerziehende Mutter, die ihren Wunsch deutlich formulierte: „Kindergärten müssen Öffnungszeiten dem tatsächlichen Bedarf anpassen.“