Ein Jubilar mit ganz viel Leben
Senioren: 35 Jahre Haus-August-von- der-Twer und zehn Jahre Förderverein: An der Wiedenhofer Straße wurde am Sonntag gefeiert.
Wülfrath. Es duftet nach frischen Waffeln, blecheweise Kuchen wartet auf die hungrigen Gäste. Immerhin wird heute ein Doppel-Geburtstag begangen. Eine Zither erklingt, und kaum ist der Takt erkennbar, klatschen mehr als hundert Hände ineinander.
Mit vielen Bewohnern und Gästen feiert das Altenheim August-von-der-Twer seinen 35.Geburtstag. Der gleichnamige Förderverein blickt zudem auf zehn Jahre zurück. "Ich habe hier schon manches Fest gefeiert und kann sagen: Die Stimmung ist immer gut", sagt Anni Wilken. Die Vorsitzende das Fördervereins lobt vor allem die Atmosphäre des Hauses. "Am ehesten bringe ich Entspannung damit in Verbindung."
Von Ruhe oder gar Stille halten Ulli Erbach, Gerd Heidel und Lothar Müller am Festtag allerdings wenig. Mit Gitarre, Klavier, Akkordeon und besagter Zither motivieren sie den voll besetzten Saal der Cafeteria zum Singen. Gefragt sind vor allem Schlager und Volkslieder.
Auch in den zurückliegenden Jahren kam selten Langeweile auf, wie Anni Wilken erzählt. "Seit einigen Jahren veranstalten wir zum Beispiel das Promikochen, bei dem Wülfrather Größen für die Bewohner am Herd stehen." Auch Bürgermeisterin Claudia Panke greift am 27. Mai zu Schürze und Kochlöffel. "Auch wenn die Bergische Diakonie Aprath das Altenheim schon vor achtzehn Jahren von der Stadt übernommen hat, gibt es bis heute eine gewisse Verantwortlichkeit", sagt Panke.
So soll unter anderem ein neuer Belag die Wiedenhofer Straße für Gehhilfen und Rollstühle nutzbarer machen. "Meine Oma hat ihren Rollstuhl immer Sommerporsche genannt", scherzt die Bürgermeisterin. Außerdem sollen die Bewohner den Service eines mobilen Wahllokals nutzen können - auch für die Wahl des Seniorenrates. "Wahlberechtigt sind sie ja auf jeden Fall alle", sagt Claudia Panke.
"Ich lebe zwar erst seit einem Vierteljahr hier, aber es gefällt mir ausgezeichnet. Da ich eine eigene Wohnung habe, kann ich entweder selbst kochen oder die gemeinsamen Mahlzeiten besuchen", sagt Hildegard Salamon. Die Schlupkothenerin hat sich selbst zum Umzug ins Haus August-von-der-Twer entschieden.
Unterdessen berichtet Gerhard Schönberg vom Vorstand der Bergischen Diakonie Aprath von einer Legende, die das Haus betrifft: "Man sagt, damals habe die Diakonie nur eine Mark für Gelände, Gebäude und Personal bezahlt. Das stimmt nicht ganz, denn dazu kam eine weitere Mark für Parkgebühren." Allerdings habe man auch die Schulden des Altenheims übernommen.
Nach einer ordentlichen Kaffeepause lässt er die Geschichte des Hauses Revue passieren, erinnert unter anderem an das Hochwasser von 1999. "Das Wasser hat damals unseren Innenhof und den Keller geflutet. Glücklicherweise wurde niemand verletzt." Auch den leidlichen Umzug der Bewohner nach Wuppertal in der Umbauphase zwischen 2000 und 2003 verschweigt Schönberg nicht. "Um den Kontakt zu den Bewohnern nicht zu verlieren und ihnen das Leben zu verbessern, wurde damals der Förderverein gegründet."
Ein großes Lob an alle Beteiligten spricht auch Susanne Gomille aus. Sie ist seit dem 1. Januar Heimleiterin im Haus-August-von-der-Twer und hofft, die Lebensqualität der Bewohner noch weiter steigern zu können