Neviges Ein Künstlerladen für Neviges?

Neviges · Die Unabhängigen Velberter Bürger setzen angesichts der vielen Leerstände in der Fußgängerzone weiter auf die Zugkraft von Kreativen.

Die Tönisheiderin Ingrid Klimetzek hat mit weiteren Mitgliedern des Künsterbunds Velbert bereits Erfahrungen mit Kunst im Leerstand im ehemaligen Kaufhaus Gassmann gesammelt.

Foto: Ulrich bangert/Ulrich Bangert

Was tun gegen die vielen leerstehenden Geschäfte in Neviges? Die Umwandlung in Wohnraum ist ein Ansatz, mit dem sich – wie berichtet – der Bezirksausschuss nächste Woche befassen wird. Menschen durch Künstler in Aktion für den fußläufigen Teil der Elberfelder Straße zurückgewinnen, diese Idee hatten die Unabhängigen Velberter Bürger im Juli in die politische Diskussion eingebracht. Die UVB hatte beantragt, Velbert möge mit der Kulturstiftung des Bundes Kontakt aufnehmen, um die Fördermöglichkeiten für die „Künstlerstadt Neviges“ als Teil des Integrierten Handlungskonzepts auszuloten. Mit „Kunst im Leerstand“ sorgen derzeit elf Kunsthandwerker in der Nachbarstadt Wülfrath an den Freitagen und Samstagen im Advent in vier dafür bereitgestellten Läden für mehr Attraktivität im historischen Stadtkern. Und was ist aus der „Künstlerstadt Neviges“ geworden? Die WZ hakte bei der UVB und beim Künstlerbund Velbert nach.

Die UVB will mit Künstlern nachhaltig eine neue Mieterschaft ansprechen, gerne aus Reihen von Velberter Kreativen, aber auch mit Talenten aus der Region, die über ein Stipendium gefördert, vielleicht noch einmal im Zusammenhang mit Neviges aufhorchen lassen könnten. „Corona bremst uns gerade etwas aus, wir bleiben aber am Ball. Erste Gespräche mit Interessierten sind gelaufen, es gab positive Reaktionen von CDU, Grünen und SPD, Bürgermeister Dirk Lukrafka gefällt persönlich unsere Idee. Es soll keine Konkurrenz zum Alldie-Kunsthaus in Langenberg entstehen. Ein Antrag an die Verwaltung auf Förderung ist gestellt. Jetzt muss ein Netzwerk gekknüpft werden, das dieses Projekt mit Inhalt füllt, damit wir im Sommer starten können“, sagt UVB-Fraktionsvorsitzender Dirk aus dem Siepen.

„Nach der Veröffentlichung haben uns Künstler angerufen, weil sie da gerne mitmachen würden. Beispielsweise der Graffiti-Künstler Tim Hoffmann. Wir haben aber auch selbst den Kontakt gesucht, etwa zum Künstlerbund oder den neuen Abbés in Neviges. Abbé Phil Dieckhoff sagte, dass es viele Kunstwerke mit Bezug zum Dom gibt, die nur darauf warten, ausgestellt zu werden. Das Gespräch mit der Künstler-Kolonie Dönberg steht Corona-bedingt noch aus“, so Jörg Schiweck, Sachkundiger Bürger der UVB.

Vom Ansatz, gleich einen größeren Teil der Leerstände von Kreativen bespielen zu lassen, ist die UVB offenbar abgerückt. „Wir haben zwei bis drei ebenerdige Ladenlokale ins Auge gefasst“, erklärt der Fraktionssprecher. Die Unabhängigen wollen sich erst einmal dafür einsetzen, dass es einen „Künstlerladen“ gibt. „Der sollte für ein Jahr mietfrei zur Verfügung gestellt werden. Künstler müssten nur die Nebenkosten erwirtschaften“, verdeutlicht Dirk aus dem Siepen. „Wichtig ist, dass dort im Wechsel von ein oder zwei Monaten immer wieder etwas Neues zu sehen ist, dass dort jemand malt, töpfert, an einer Skulptur meißelt oder eine Lesung stattfindet. Der Sinn ist nicht, Velberter zu bespaßen, sondern mittelfristig Auswärtigen ein Ausflugsziel zu bieten, von dem dann auch die hiesige Gastronomie profitiert“, ergänzt Jörg Schiweck.

„Die Künstlerstadt Neviges halten wir für utopisch. Bei einer neuen Kunststätte würden wir natürlich gerne mitmachen, aber wir können diese bei je 60 Euro Jahresbeitrag nicht tragen. Das ist alles mit hohen Kosten verbunden. So etwas müsste von ganz Velbert angeschoben werden und es müsste Kunsthandwerk mit dazu kommen, damit es funktioniert“, gießt Ulrike Kinzler, Vorsitzende des Künstlerbunds Velbert, ein wenig Wasser in den „UVB-Künstlerwein“. Der Bund zählt 18 Mitglieder, 14 davon sind Frauen. Alles Amateure im besten Sinne des Wortes. Acht von ihnen belebten im Sommer 2019 für einige Monate das ehemalige Nevigeser Kaufhaus Gassmann. „Die Ausstellung war sehr erfolgreich. An unseren Maltagen sind viele Passanten hereingekommen, haben das Gespräch gesucht, verkauft worden sind aber vielleicht zehn Bilder. Angelika Wittkötter, die mit Postkarten in Batik-Technik an der Grenze zum Kunsthandwerk arbeitet, ist noch die Kommerziellste von uns“, verdeutlicht Kinzler, dass selbst die Nebenkosten für Künstler mitunter schwer zu stemmen sein dürften. Um einem ambitionierten jungen Künstler ein Jahr das Wohnen und Arbeiten zu ermöglichen, rechnet die Künstlerbundchefin mit Kosten von mindestens 20 000 Euro. „So ein Stipendium ist für mich nur mit staatlicher Förderung durchführbar.“ Dagegen ist UVB-Mann Jörg Schiweck überzeugt: „Wir bauen kein Luftschloss. Kunstinteressierte Sponsoren gibt es auch in Velbert.“ Und die können sich ebenso bei der UVB melden, wie am Projekt interessierte Künstler.