Velbert Esszimmer statt Esswaren in Neviges?

Neviges. · Ausschuss für Stadtplanung fordert die Verwaltung auf, die Wohnnutzung von Ladenlokalen zu prüfen.

Leerstände gibt es in der Nevigeser Fußgängerzone einige, zum Beispiel auch in der City-Passage.

Foto: Holger Bangert

Wie ließe sich eine höhere Wohndichte in den Ortszentren von Neviges und Langenberg ermöglichen? Beide Innenstadtlagen weisen bekanntlich eine unübersehbare Zahl von Leerständen auf, immer mehr Geschäfte und Büroflächen werden nicht mehr benötigt – ein Trend, den Corona noch verstärkt. Die Verwaltung solle daher prüfen, ob es noch zeitgemäß ist, in den Kerngebieten Laden- oder Gewerbeflächen festzuschreiben, forderte die SPD, die sich gut vorstellen kann, Leerstände in Wohnraum umzuwandeln. Dazu müsste allerdings neues Baurecht geschaffen werden: „Die jetzt geltenden Pläne haben schon ein gewisses Alter“, sagte Volker Münchow (SPD) jetzt im Ausschuss für Stadtplanung. Er persönlich sei bisher sehr vorsichtig bei der Aufgabe von Ladenflächen gewesen, aber andere Zeiten erforderten andere Maßnahmen, gab Münchow zu bedenken: „Das ist vielleicht die einzige Chance, um Langenberg und Neviges zu retten.“

Anträge auf Umwandlung von Ladenlokalen in Wohnungen habe es in den vergangenen Jahren bereits vermehrt gegeben, diese mussten jedoch aufgrund der bestehenden Bebauungspläne abgelehnt werden, erläuterte Heike Möller, Leiterin der Abteilung Stadterneuerung und Umwelt. Ihr Vorschlag: In den Erdgeschosszonen der Nebenlagen soll zukünftig auch Wohnnutzung zulässig sein. Die Erdgeschosszonen der als Hauptlagen definierten Bereiche sollen weiterhin den zentrenprägenden Nutzungen vorbehalten bleiben. Diese städtebauliche Zielsetzung könne durch die Aufstellung einfacher Bebauungspläne umgesetzt werden. Hauptlage in Neviges wären zum Beispiel die Elberfelder Straße zwischen Tönisheider Straße und Hasenkampsplatz oder die Straße Im Orth. Zu berücksichtigen seien in Neviges auch die Denkmalbereichs- beziehungsweise Erhaltungssatzung. Er habe sich in Neviges umgesehen und könne dem Prüfauftrag nur zustimmen, bekräftigte Hans Küppers. Der Ausschuss verabschiedete den Antrag schließlich einstimmig, Auch der Bezirksausschuss hatte zuvor seine Zustimmung erteilt.

Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung: Nur einen Tag nach dem Bezirksausschuss lag der Bebauungsplan Hospital-/Tönisheider Straße erneut auf dem Tisch der Politiker, nun jedoch im Ausschuss für Stadtplanung. Der setzte ein klares Zeichen für das Projekt: Im BZA gab es, wie berichtet, insbesondere bezüglich der angestrebten Gebäudehöhen ein quer durch die Parteien geäußertes Unbehagen, das der Ausschuss mit nur sechs positiven Voten bei vier Nein-Stimmen und vier Enthaltungen zum Ausdruck brachte. Das veranlasste nun Karsten Schneider zu einer Erklärung im Stadtplanungsausschuss: „Die CDU wird diesen Bebauungsplan mit großer Mehrheit mittragen“, versicherte der Vorsitzende der Unionsfraktion im Rat mit Blick auf die Bedeutung der geplanten Wohnbebauung für die Innenstadt von Neviges – auch wenn sich Mitglieder der CDU im BZA am Vortag gegen das Vorhaben ausgesprochen hatten. Die SPD wiederum betonte, aufgrund der erneut vorgetragenen Bedenken bei ihrer Enthaltung zu bleiben. So fiel die Abstimmung um einiges eindeutiger als im BZA aus: Zwölf Ja-Stimmen standen nur noch eine Nein-Stimme aus dem Lager der Linken und vier Enthaltungen gegenüber.

Zuvor hatte Heike Möller Fragen zu den archäologischen Funden auf dem Gelände des ehemaligen Elisabeth-Krankenhauses beantwortet. Brunnenschacht und Fundamente sowie Scherben und Reste aus Gräbern sind wahrscheinlich der kleinen Kirche und dem Pfarrhaus der Lutheraner-Gemeinde zuzuordnen, die etwa von 1580 an für 30 oder 40 Jahre im stark evangelisch-reformiert geprägten Neviges existiert haben soll. Durch die archäologische Begleitung werde keine Verzögerung des Bauvorhabens erwartet, da die vorgeschriebene Dokumentation der Fundstellen baubegleitend erfolgen soll, versicherte Möller.