Neviges Vergessene Kirche reizt Archäologen
Neviges · Der Bezirksausschuss Neviges nahm Kenntnis von historischen Funden auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses.
Bevor der erste Bezirksausschuss nach der Kommunalwahl in die Tagesordnung einstieg, mussten wichtige Formalien erledigt werden. Unter Leitung von Marlies Ammann als Alterspräsidentin wurde zunächst eine Kommission benannt, um einen Ausschussvorsitzenden und dessen Vertreter zu wählen. Die Liste von der CDU sah Stefan Ludwig als Vorsitzenden und Marlies Ammann als Stellvertreterin vor, die Liste der SPD schlug Rainer Hübinger (SPD) und Esther Kanschat (Bündnis 90/Die Grünen) als Stellvertreterin vor.
Mit 9:4 und einer ungültigen Stimme wurde die Paarung Hübinger/Kanschat gewählt. „Ich danke für das Vertrauen und hoffe, dass wir alle in den nächsten fünf Jahren für Neviges etwas erreichen“, wünschte sich der im Amt bestätigte Vorsitzende. Nach der Verpflichtung der sachkundigen Bürger gab er das Wort an Heike Möller.
Die Leiterin des Planungsamtes teilte mit, dass der Wettbewerb für die Außenanlagen des Schlosses gestartet ist. „Ziel ist ein kompletter Entwurf, wobei der Domparkplatz zuerst berücksichtigt wird. Das Verfahren wird auch in die Politik eingebracht, jede Fraktion entsendet ein Mitglied, das beratend tätig ist, Ende Januar findet eine Bürgerbeteiligung statt. Der Wettbewerbsgewinner wird eine Ausführungsplanung auch für die Flächen erarbeiten, die uns jetzt noch nicht gehören, zum Beispiel entlang der Bahn.“
Die Planungen für die Baumaßnahmen am Schloss sind in Arbeit, es müssen noch Formalien mit dem Fördergeber erfolgen. Das Fassadenprogramm in der Nevigeser Innenstadt wird gut angenommen: Es trifft auch die richtigen Immobilien“, findet Heike Möller.
Der Bebauungsplan für das Gelände des ehemaligen Elisabeth-Krankenhaus hat sich wegen Covid-19 verzögert, weil zur Zeit der Offenlage das Rathaus nur eingeschränkt zugänglich war.
Auch Scherben und Grabreste
wurden im Boden entdeckt
Stadtplaner Tim Edler zeigt sich überrascht, dass sich erst in diesem Stadium das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege eingeschaltet hat. „Das hat darauf hingewiesen, dass dort eine lutherische Kirche mit Pastorat stand und hat entsprechende Sonderierungsschürfungen veranlasst. Es wurden Fundamente und ein Brunnenschacht gefunden, dazu Scherben und Reste aus Gräbern. Es wurden entlang der Tönisheider Straße und an einer weiteren Stelle archäologische Verdachtsflächen ausgewiesen. Bevor dort weiter gearbeitet wird, müssen erst weitere Untersuchungen stattfinden. Funde werden entnommen und dokumentiert. Der Brunnen befindet sich in der Zufahrt der künftigen Tiefgarage, er ist bereits verfüllt, er wird abgedeckt und kann verbleiben. Die Kosten obliegen dem Projektinhaber.“ Das Thema Denkmalschutz bezüglich des Doms sei ausführlich untersucht worden. „Das Rheinische Amt für Denkmalpflege hat keine Bedenken geäußert.“
Kritik an den Eigentumswohnungen kam von David Rademacher (SPD): „Ich finde die Bebauung an der Tönisheider Straße immer noch zu hoch.“ Christdemokrat Stefan Ludwig schloss sich an: „Jedes Gebäude wird überragt.“ Die „Begeisterung“ der Politik wurde im Satzungsbeschluss deutlich: Gerade einmal sechs Ausschussmitglieder stimmten zu, je vier waren dagegen oder enthielten sich. „Nicht unbedingt ein überzeugendes Ergebnis“, kommentierte Ausschussvorsitzender Hübinger in Richtung Verwaltung.
Dafür herrschte Einstimmigkeit, dass künftig in den Erdgeschosszonen der Nebenlagen eine Wohnnutzung zulässig ist. Obwohl die Verwaltung dagegen ist, beschloss der Ausschuss, die eingeschränkten Zeiten für den Lieferverkehr und Abholservice in der Fußgängerzone aufzuheben.
„Ich glaube, dass es für die Geschäfte dort wichtig ist, das angeliefert und abgeholt wird“, so die Grüne Esther Kanschat. „Das ist eine ungewöhnliche Entscheidung für unsere Partei. Sollte sich da C&A ansiedeln, können wir das zurücknehmen.“