"Flöten-Omi" gibt seit mehr als 50 Jahren den Ton an

Bei Helma Sübai (79) haben Generationen von Wülfrathern das Flötenspiel gelernt.

Wülfrath. Samuel versteht die Aufmerksamkeit für seine Flötenlehrerin nicht so recht. „Die spielt auch noch in 100 Jahren“, ist der Achtjährige überzeugt. Er ist einer von Helma Sübais kleinen „Pfifferlingen“, eines von vielen Wülfrather Kindern, denen Helma Sübai im Laufe von mehr als 50 Jahren die Flötentöne beigebracht hat.

Die noch 79-Jährige sitzt mit ihren kleinen Musikern am großen runden Wohnzimmertisch. Nichts hat sich in all den Jahren verändert. Das Metronom steht an seinem Platz, ebenso der Notenständer.

Und bei Helma Sübai ist die Leidenschaft für die Musik noch längst nicht erloschen. „Sine musica nulla vita“, pflegt sie stets zu sagen. „Kein Leben ohne die Musik!“

Schon in ihrer Lehrerinnenzeit an der Grundschule Ellenbeek begeisterte Helma Sübai ihre Schüler für das Spiel nach Noten. Arbeitsgemeinschaften, Theateraufführungen, kleine Konzerte — das waren für sie Gelegenheiten, ihre Klangwelten für Zuhörer zu öffnen.

Nach ihrer Pensionierung 1993 ging es flötend weiter. Immer mehr Kinder und Jugendliche nahmen an ihrem Wohnzimmertisch Platz, brachten Freunde mit und bildeten schon bald Dreier- und Vierer-Gruppen. Sopranflöte, Altflöte, Tenorflöte und Bassflöte — Helma Sübai spornte nicht nur ihre Schüler an, sondern auch sich selbst:

„Es ging so weit, dass ich mich selbst noch entwickelte.“ Nach ihrem 75. Geburtstag begann sie noch, Bassflöte spielen zu lernen. „Ich wollte schon immer mein Alter mit Dingen füllen, die mir Spaß machen und die ich weitergeben kann“, sagt die „Flöten-Omi“, wie sie sich selbst gerne bezeichnet.

Sich weiter entwickeln und anderen Freude bereiten, das sind auch zwei Dinge, die Helma Sübai ihren Schülern vermitteln möchte. So organisierte sie Auftritte im Altenpflegeheim August-von-der-Tweer oder im damaligen Wülfrather Krankenhaus. „Wenn wir im Sommer in meinem Garten musizieren, haben wir oft Zaungäste, die uns gerne zuhören.“

Dreimal die Woche empfängt Sübai in ihrem Haus an der Memeler Straße ihre elf Flötisten und legt ihnen nicht nur fröhliche Liedchen ans Herz. Tempobezeichnungen, Notenwissen und Instrumentenkunde werden mit Fleiß erlernt: „Meto, Metro, Meter, Metroment“ — Samuel sucht verzweifelt nach dem passenden Wort.

„Schau im Musik-Lexikon nach — da steht alles drin“, fordert seine Lehrerin: „Metronom! Das zeigt das Tempo an“, ruft der Achtjährige erleichtert.

Kindergartenkind Lovis (6) starrt konzentriert auf ihr Notenheft und beendet ihr kleines Konzert mit einem glücklichen Lachen. Helma Sübai lobt: „Siehst Du, was man mit drei Tönen schon für wunderbare Musik machen kann?“