Trödelmeile: Niemand will die Haarbürste

Die große Trödelmeile zog viele Schnäppchenjäger an. Es wurde Schönes, Schauriges und auch Grässliches verkauft.

Neviges. Wenn Straßenlaternen zu Kleiderständern und Verkehrsschilder zu Handtaschenhaltern werden — dann ist die Nevigeser Trödelmeile eröffnet. Zum achten Mal rief die Wirtschaftsförderungsgemeinschaft Neviges (WGN) am Sonntag zum großen Flohmarkt-Treff.

220 Stände bepflasterten die Innenstadt und ergaben einen großen Patchworkteppich an Kuriosem, Nützlichem, Schönem und auch Schaurigem. Ein Spannungsfeld zwischen „Genau, das was ich gesucht habe“ und „Uh, wie hässlich“.

Denn über Geschmack ließ sich hier tatsächlich streiten. Von gruseligen Hexen mit warzigen Nasen, Roboter-Dinosauriern und alten Haarbürsten bis hin zur E-Gitarre — das Angebot war groß.

Nina Berkenberg und Ann-Kristin Knickmann ließen sich von der Menschenmenge treiben. Nur langsam ging es voran, so voll war die Hauptgeschäftsstraße an diesem schönen Frühlingstag. Bei strahlendem Wetter wurde gefeilscht und gekauft. Immer wieder blieb der Blick der beiden Nevigeserinnen an den Verkaufsständen hängen.

„Der Nevigeser Flohmarkt ist wirklich schön. Die Vielfalt ist hier enorm“, sagte Nina Berkenberg. „Toll, dass hier nur alte Sachen verkauft werden und kein neuer Ramsch.“ Alttrödel ist eine Voraussetzung, wenn man hier verkaufen möchte und ein Grund, warum der Flohmarkt von Jahr zu Jahr beliebter wird: „Wir hatten wieder so viele Anfragen, dass wir Absage erteilen mussten“, sagte Ute Meulenkamp, Vorsitzende der WGN.

„In all den Jahren haben wir uns einen Ruf erarbeitet, der sich herum gesprochen hat.“ Viele kommen von Außerhalb.

Julias Stand war rosa und zog sofort schwärmende Mädchenblicke auf sich. Die Elfjährige trennte sich gestern von ihren Barbies. Pinkfarbenes Plastikzubehör sollte eine neue Besitzerin finden: „Ich habe mein ganzes Zimmer entrümpelt. Jetzt ist es nur noch halb so voll“, sagt sie. „Bei einigen Sachen ist es mir trotzdem schwer gefallen, mich von ihnen zu trennen.“

Anja schien dagegen froh zu sein, ihr altes Brautkleid endlich los zu werden. Ob es ihr Glück gebracht hat, wollte die Tönisheiderin ihren Kundinnen jedoch nicht verraten. Neben Brautkleid und Geschirr bot sie ein komplettes Ess- und Schlafzimmer an: „Es hier aufzustellen, wäre zu schwer gewesen, deshalb habe ich Fotos gemacht. Vielleicht habe ich ja Glück.“

Schnäppchenjäger, Antiquitätenfreunde gaben an diesem Tag alles: Die Warzen-Hexe und auch der Plastik-Dino haben den Besitzer gewechselt und ein strahlender Junge hält stolz seine neue E-Gitarre in der Hand. Nur die Haarbürste, die wollte niemand haben.