VHS-Kurs: Senioren wehren sich

Die Angst, Opfer einer körperlichen Attacke zu werden, ist besonders bei Älteren groß. Ein VHS-Kurs vermittelt Techniken, sich zur Not auch schlagkräftig zu behaupten.

Velbert. „Ich gehe gerne ins Kino, aber ich habe kein Auto und fühlte mich zu Fuß abends alleine in der Wuppertaler Innenstadt nicht wohl“, sagt Annemarie Keller (alle Namen von der Redaktion geändert).

Gegen dieses Unwohlsein wollte die 73-Jährige etwas tun und hat sich deshalb zum VHS-Kurs „Selbstbehauptung und Selbstverteidigung für Senioren“ angemeldet.

Wie werde ich einen aufdringlichen Vertreter an der Haustür wieder los? Was mache ich, wenn mir jemand die Handtasche wegreißen will? Wie begegne ich pöbelnden Jugendlichen? Und was tun, wenn es zu einem körperlichen Übergriff kommt?

In dem Kurs, der in Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt durchgeführt wurde, gab Trainerin Beate Nitzschke auch ganz handfeste Hinweise. „Die Zeit für ein Sicherheitstraining für Senioren war einfach reif“, sagt die Sozialpädagogin und Körpertherapeutin.

Eine wichtige Lektion: rauskommen aus der Opferrolle. „Selbstbewusst aufzutreten ist das A und O“, riet Beate Nitzschke ihren Schülern. „Sich nicht klein machen, fest auftreten, mit lauter Stimme reden“, fasste dies Klaus Dahm (72) zusammen.

Der bewusste Einsatz von Körper und Stimme hilft nicht nur bei der Durchsetzung der eigenen Interessen, sondern hat auch eine Schutzfunktion.

Sich direkt mit einem Gegner anzulegen und damit in Gefahr zu bringen, ist nicht der richtige Weg. Vielmehr helfen manchmal schon Tricks: „Wenn man beispielsweise im Bus mitbekommt, dass ein Mensch belästigt wird, sollte man ihn ansprechen, als sei er ein guter Bekannter. Das treibt die Täter schnell in die Flucht“, erläuterte die Trainerin.

Wer sich das nicht traut, kann den Busfahrer ansprechen oder über ein Mobiltelefon die Polizei verständigen.

Doch die Senioren lernten auch, im Notfall fest zuzutreten — der Übung halber auf einen Holzklotz. „Das klappt prima“, kommentierte Rudi Reitz, dass unter seiner „Attacke“ das Holz splitterte. „Der Tritt hätte meinem Angreifer vermutlich den Fuß gebrochen, der hätte schnell von mir abgelassen“, sagte der 73-Jährige zufrieden.

Geprobt wurden ebenso der sogenannte Befreiungsgriff, mit dem man sich aus der Umklammerung eines Angreifers lösen kann. „Wir lernen, dass wir richtig zuschlagen und zutreten müssen, wenn uns jemand angreift. Das ist nicht einfach“, sagte Karin Schmidt. Alle Kursteilnehmer waren sich am Ende einig: „Wir können das anderen Senioren nur empfehlen.“