Gastschüler aus Neuseeland: „Kiwis“ freuen sich auf Schnee

Weiße Weihnachten — das wäre für die neuseeländischen Gastschüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums das Tollste. In ihrer Heimat herrscht gerade Sommerhitze.

Velbert. „Hier ist es total anders, als ich es mir vorgestellt habe. In Neuseeland ist die Landschaft viel grüner. Aber wir lieben Deutschland. Die Menschen sind sehr, sehr nett“, sagt Caitlin Barnes (16). „Häuser und Wohnungen sind viel größer als bei uns“, fügt Marius Möser (15) hinzu. Die beiden Jugendlichen kommen aus der neuseeländischen Stadt Dunedin und sind am Wochenende mit vier Mitschülern zum Schüleraustausch mit dem Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) nach Velbert gereist.

Fünf Wochen ihrer Sommerferien verbringen die Schüler der Bayfield High School in Deutschland. Richtig gelesen — da Neuseeland auf der Südhalbkugel der Erde liegt, herrscht dort momentan die warme Jahreszeit. Temperaturen um die 30 Grad haben die Schüler hinter sich gelassen, um ins nasskalte Europa zu kommen. „Ich hoffe sehr, dass wir hier weiße Weihnachten erleben“, sagt Caitlin. In ihrer Heimat schneit es selten. Aber wenn, gibt es gleich einen freien Tag, weil kaum jemand auf diesen Niederschlag vorbereitet ist.

Die Neuseeländer wohnen in Velbert bei Gastfamilien. Durch ein Fundraising-Programm der High School wird der teure Trip finanziert. Eltern zahlen den Flug.

Eingefädelt wurde der Austausch von Karola Franklyn. Die Langenbergerin ist vor zehn Jahren nach Neuseeland ausgewandert, lebt dort mit ihrem Mann Graeme und den drei Kindern — und arbeitet als Deutschlehrerin an der Bayfield High School. Da sie sich auch am Geschwister-Scholl-Gymnasium beworben hatte, nutzte sie den Kontakt und organisierte sofort nach dem Umzug den ersten Schüleraustausch, der alle zwei Jahre stattfindet. Im kommenden Herbst machen sich dann die Velberter mit Englischlehrerin Judith Wüpping auf den Weg nach Dunedin. Die Reise ist in Schülerkreisen sehr gefragt. „Das GSG hat meist 20, 30 Anfragen. Am Ende muss ausgelost werden, wer mitdarf“, sagt Karola Franklyn.

Bis der deutsche Gegenbesuch kommt, lernen aber erst mal die sechs Gäste Velbert und das Land kennen. Ein viertägiger Aufenthalt in Berlin steht auf dem Programm, ebenso Touren nach Köln und ins Phantasialand. Verständigen können sich die Gäste auf Deutsch, da sie teilweise seit mehreren Jahren Unterricht von Karola Franklyn bekommen. Fremdsprachen sind im Schulsystem des Inselstaates nicht verpflichtend. Maori, die Sprache der Eingeborenen, wird als Zweitsprache gelehrt. „Es macht Spaß, Deutsch zu sprechen“, sagen Caitlin und Marius über ihre Motivation.

Am 15. Januar geht es wieder zurück nach Neuseeland. Dann wird die Reise hoffentlich entspannter. Caitlin verdreht genervt die Augen, wenn sie auf die Hinreise angesprochen wird. Insgesamt 38 Stunden mit fünf Zwischenstopps waren die Schüler auf der Ochsentour unterwegs.