Gegen tedrive vor Gericht
41 gekündigte Mitarbeiter von tedrive sind vor das Arbeitsgericht gezogen. Gestern war der Prozessauftakt.
Wülfrath/Wuppertal. Der Sitzungssaal A342 des Arbeitsgerichts Wuppertal ist überfüllt, einige Besucher müssen stehen. Beim gestrigen Prozessauftakt über die Wiedereinstellungsklagen gegen die Firma tedrive erhalten die Kläger kräftige Unterstützung ihrer ebenfalls gekündigten Kollegen. "Wir halten zusammen", sagt Dirk Jäger, ehemals in der Personalabteilung beschäftigt, "es ist natürlich wichtig für alle, wie das Gericht heute entscheidet." Jäger hat sich wie rund 30 der 41 Kläger dort versammelt, alle tragen T-Shirts, auf denen "Wir kämpfen um unsere Zukunft" prangt.
Es geht zunächst um die Zukunft von Murat Catak und Lenni Örücü, denen wie weiteren 270 Mitarbeitern im Zuge der Betriebserhaltung gekündigt wurde (die WZ berichtete). Ihre Abteilungen, der Werkbrandschutz und die Qualitätssicherung, wurden komplett geschlossen. Catak und Örücü haben wie die anderen Kläger abgelehnt, bis zum 1. April in die Transfergesellschaft überführt zu werden. "Wir haben alle noch alte, besser vergütete Verträge von Ford. Deshalb wurden wir auch entlassen. Das Ganze ist nur ein Konstrukt, kein Sozialplan seitens des Unternehmens", wirft Örücü dem Autoteilehersteller vor.
Mit einer guten Stunde Verspätung beginnt die Verhandlung. "Die Verfahren werden nicht gleich behandelt werden", stellt Richterin Dahlmann zu Anfang klar, dass die ersten Prozesse keine Signalwirkung haben werden. Sie konnte zumindest einer Seite leichte Hoffnung machen. Man müsse zwischen zwei Situationen unterscheiden, sagte die Richterin. Einerseits hielt sie die Schließung einer ganzen Abteilung wie den Brandschutz für "nicht fehlerhaft" seitens tedrive. Dazu werde aber wohl noch der Betriebsrat angehört.
Andererseits müsse bei denjenigen, die in aufrecht erhaltenen Abteilungen wie der Produktion gearbeitet haben, jeder Fall einzeln betrachtet werden. Denn dort könne verglichen werden, ein Sozialplan müsse greifen. Entlassene Arbeitnehmer könnten zum Beispiel nachweisen, dass grobe Fahrlässigkeit bei der Sozialauswahl vorlag. Dies wird wohl auch beim gelernten Maschinenschlosser Örücü passieren. Der 39-Jährige hat 23 Jahre im Betrieb gearbeitet und ist für fünf Familienmitglieder verantwortlich. Bei Engpässen hat er in der Produktion ausgeholfen. "Was bei den Beweisaufnahmen jeweils herauskommt, weiß man natürlich noch nicht", sagte Richterin Dahlmann.
Weil noch weitere Unterlagen eingereicht und gesichtet werden müssen, wurde das Urteil vertagt. Nach der Sitzung gaben sich Örücü und Catak kämpferisch. "Wir ziehen das durch. Was sollen wir mit einer Abfindung von vielleicht zweieinhalb Monatsgehältern, die zum Ausgleich angeboten wurden?", sagen die beiden.
Heute ab 9 Uhr sind die nächsten drei Prozesstermine. Auch dann werden Kollegen vor Ort sein. Die Gruppe kämpft.
Zu Spannungen kam es dabei anscheinend mit der IG Metall Velbert, wie einige Entlassene berichten. Wenige hatten deren Rechtsberatung in Anspruch genommen, weil in der Velberter IGM auch Betriebsräte von tedrive aktiv sind. Laut einem ehemaligen tedrive-Mitarbeiter gingen bereits Beschwerden bei der IGM-Zentrale in Frankfurt ein. Fest steht, dass eine neue Kandidatenliste mit freigestellten Mitarbeitern, die Hoffnung auf Wiedereinstellung haben, bei der Betriebsratswahl am 26. Mai zur Wahl steht.