Wülfrath: Handgeklapper vom Fußvolk
Aktion: Der erste Mittelaltermarkt ist gelungen und lockte viele Menschen in die Altstadt.
Wülfrath. Ein Dudelsack ertönt, dann ein zweiter. Zwei Trommeln und eine merkwürdig anmutende Gitarre setzen ein. Sofort bildet sich eine Menschentraube um die Musiker, um zu lauschen. Ein paar Meter weiter duften gegrilltes Fleisch und Flammkuchen. "Ich bitte das Volk um ein herzliches Handgeklapper", ruft Kerstin von Elvervelde dem Publikum zu - es ist Mittelaltermarkt in Wülfrath.
Unter einem Baum am Kirchplatz stellt die junge Frau im langen Gewand die Teilnehmer des Gewandungswettbewerbs vor. Das Publikum entscheidet mit Handgeklapper - also Applaus - welche Gewandung ihm am besten gefällt. Vom Kreuzritter im Kettenhemd bis zum Hofnarr samt Narrenzepter ist alles vertreten. Am Ende zeigt sich das Volk gerecht: Kerstin von Elvervelde übergibt das Preisgeld von 100WülfraThalern an alle bestplatzierten Mittelalterfreunde.
Kerstin heißt eigentlich Weisemann und ist die Organisatorin des Marktes, der sich von der Kirche bis in den Angergarten erstreckt. Ausgerichtet und finanziert wird das bunte Treiben von der Werbegemeinschaft Wülfrath pro und einigen Sponsoren. "Die Idee zu so einer Veranstaltung gibt es bei Wülfrath pro schon seit fünf Jahren. Aber es gab bis jetzt keine Verbindung zur Mittelalterszene", sagt Weisemann, die selbst Mitglied der Werbegemeinschaft ist. "Die Organisation hat ein ganzes Jahr in Anspruch genommen. Besonders die Musikgruppen müssen lange vorher gebucht werden." Neben musikalischer und kulinarischer Versorgung bietet auch die Stadtkirche heute ein besonderes Programm. "Wir hatten am Mittag eine mittelalterliche Messe."
Im Heerlager hinter dem Altenheim August-von-der-Twer ist der Marktvogt sehr zufrieden. "An Samstagen laufen Märkte immer etwas schleppend an, aber die Gäste sind sehr interessiert." Ein Tag zuvor: Das Heerlager befindet sich noch im Aufbau. "Der Marktvogt war im Hochmittelalter ein Vertreter des Grafen, der auf Veranstaltungen für Recht und Ordnung sorgte. So was wie das heutige Ordnungsamt", sagt Stefan Frost. Heute noch in Lederjacke wird er am Markttag selbst in Kutte und Rolle des Marktvogts schlüpfen.
Frost ist wie Kerstin Weisemann Mitglied der Heeresgruppe Castra Libera, die im Jahr rund 15Märkte mitgestaltet und den Besuchern das alltägliche Leben des Mittelalters präsentiert. Die Heeresleute passen Kleidung, Werkzeuge, aber auch die Sprache dem 12. und 13. Jahrhundert an. "Die Authentizität ist uns besonders wichtig. Wir verzichten auf elektrisches Licht und kochen, wenn möglich, nur mit Zutaten, die damals verfügbar waren", sagt Frost. Zum Aufbau wird noch Pizza bestellt, am Markttag gibt es hingegen eine selbstgemachte Käsesuppe. Die Nacht auf Samstag verbringen die drei Heeresgruppen im Lager in ihren meist selbstgemachten Zelten, bei gerade einmal ein Grad Celsius.
Im Angergarten, wo der Händlermarkt seine Zelte aufgeschlagen hat, lässt Alf, der Gaukler, die Bälle und Fackeln fliegen. Nebenan beobachten Leon und Niklas (beide 4) staunend den Schmied, der mit Feuer und viel Qualm seinem Handwerk nachgeht. "Besonders für die Kinder ist so ein Markt sehr interessant. Das sollte es häufiger geben", sagt Alexandra Arnold, Niklas’ Mutter. Auch Inge Thiel genießt beim Blick auf den Händlermarkt die entspannte Atmosphäre. "Das Leben, das hier gezeigt wird, sieht so angenehm und leicht aus." Am Abend soll der Markt mit Fackeln und Kerzen beleuchtet werden, verrät Kerstin von Elvervelde. Weiter zieht die Organisatorin ihr vorläufiges Resümee des Wochenendes. "Die Umgebung ist einfach ideal. Wir hoffen, dass dies nicht der letzte Mittelaltermarkt in Wülfrath ist."