Ratingen: Daheim bei den Brügelmanns

Das Herrenhaus des Industriemuseums Cromford ist frisch saniert.

Ratingen. Wie wohnte und lebte eigentlich eine der reichsten und einflussreichsten Unternehmerdynastie des Rheinlands im 18.Jahrhundert? Nobel und gut bürgerlich. Wer es genauer wissen und vor allem sehen möchte, kann sich im frisch sanierten Herrenhaus des Industriemuseums Cromford ein eigenes Bild verschaffen.

Zwischen Gartensaal und Schlafzimmer, bürgerlichem Salon, Speisezimmer, Kontor oder Blauem Kabinet eröffnet sich den Besuchern die Lebens- und Arbeitswelt der ersten drei Generationen der Brügelmanns, einer der führenden Fabrikantenfamilie ihrer Zeit.

Ein Jahr lang hat der Landschaftsverband Rheinland als Träger des Museums das Herrenhaus für 940 000 Euro komplett durchsaniert. In den 14 Räumen der Ausstellung werden jetzt auf rund 350 Quadratmetern und mit mehr als 250 Exponaten die Familienmitglieder wieder lebendig. Die Schau vermittelt auch den Aufstieg des Bürgertums zur treibenden wirtschaftlichen Kraft. Das Mobiliar für Speise- und Arbeitszimmer, Kontor, Salons, Schlafzimmer oder Dienstbotenkammer stammt hauptsächlich aus dem Fundus des Hauses, aber auch von den Brügelmann-Nachfahren direkt, die das Museum mit Schenkungen beglückten.

Museumsleiterin Claudia Gottfried wollte aber nicht einfach nur die Lebenswelt der Fabrikantenfamilie in ihrer ganzen Pracht darstellen, sondern einzelne Familienmitglieder lebendig werden lassen. So ist jedem Raum eine Persönlichkeit zugeordnet, deren Geschichte über ein kleines, tragbares Gerät in Form eines kurzen Hörspiels erzählt wird. Markante Zitate zieren dazu noch die Zimmerwände.

Im Kontor mit schwerer Geldkassette, Rechentabellen, Nachschlagewerken wird deutlich, dass das Herrenhaus nicht nur kommodes Refugium der Brügelmanns, sondern auch Schaltzentrale des Unternehmens war. Und im Schlafzimmer wundert sich der Besucher über die knapp einen Meter messende Breite - des Doppelbettes.-

Auffallend sind die kräftigen Farben, mit denen die Wände vieler Räume gestrichen wurden. Dies war jedoch keine Laune der ausführenden Maler und Restaurateure, sondern eine originalgetreue Rekonstruktion anhand vorgefundener Farb- und Tapetenreste. Überhaupt bot die einjährige Sanierung reichlich Überraschungen. Da wurden Böden freigelegt, wo keine vermutet wurden, Ausgänge und Türen entdeckt, die verborgen gewesen waren. Die größte Herausforderung war jedoch, im Herrenhaus die moderne Brandschutz- und Sicherheitstechnik in die historische Substanz zu integrieren.