Ratingen: 62-jähriger Ex-Geliebter wird freigesprochen

Gericht kann keinen Betrug nachweisen. Angeklagter fühlte sich sexuell bedrängt.

Ratingen/Düsseldorf. "Damals dachte ich, es wäre Liebe, heute denke ich, es war gar nichts." Maria D. (82, Name geändert) vergräbt ihr Kinn in den Handflächen. Wenige Meter von ihr entfernt sitzt der Mensch, für den sie nach dem Tod ihres Mannes wieder Gefühle empfunden hatte. Der 20 Jahre jüngere Mann hatte ihre Hand bei Spaziergängen gehalten, seinen Arm zärtlich um sie gelegt. Dass sie sich vor Gericht wiedersehen würden, hätte die Ratingerin niemals gedacht. Die Anklage: Der 62-jährige Ex-Geliebte habe sie um 70 000 Euro betrogen.

Die Seniorin hatte dem Neusser mehrfach Geld gezahlt, er hatte sich schließlich aus dem Staub gemacht, weil er ihre Forderungen nach Intimitäten angeblich nicht mehr ertrug. Gestern aber wurde der Neusser vom Gericht freigesprochen. Das Gericht habe einen Betrug nicht nachweisen können.

Roland A. hatte sich auf ein Wohnungsinserat der Eigentümerin Maria D. gemeldet. Der charmant und vertrauenswürdig erscheinende Mann bekam den Zuschlag für das Appartement. Weil es in der neuen Wohnung noch zu viel zu renovieren gab, soll Roland A. die 82-Jährige überredet haben, bis zum Abschluss der Arbeiten in ihrem Haus zu wohnen. "Er tat mir leid, er war schließlich von seinem Vater, einem Grafen, verschmäht worden und musste von Sozialhilfe leben", erinnert sie sich.

Ende August 2008 soll Roland A. die Seniorin um 20 000 Euro für die Beerdigung seiner angeblich verstorbenen Mutter gebeten haben, weitere 15 000 Euro benötige er, um die hinterlassene Wohnung kaufen zu können. Mitte September schließlich soll Roland A. von seiner Freundschaft zu Filmproduzent Bernd Eichinger erzählt haben. Der Hollywood-Star habe ein neues Filmprojekt mit ihm vor - 35 000 Euro solle Maria A. in das Projekt investieren. Alles Lüge, sagt der Neusser. Er habe weder diese Geschichten erfunden, noch Geldbeträge erhalten.

Laut Roland A. soll die Seniorin schon bald nach seinem Einzug aufdringlich geworden sein. Dreimal täglich, so schildert er, soll die Seniorin Geschlechtsverkehr gefordert haben, nicht mal ein Nickerchen sei nebeneinander möglich gewesen. "Ich war ihr Spielzeug", sagte Roland A. aus, der bereits wegen Betrugs vorbestraft ist. Maria D. wies die Vorwürfe beschämt zurück. Es habe keinen intimen Kontakt gegeben.