Neviges: Mit Anfängerglück ins Ziel
Minigolf ist alles andere als ein Sommerspielchen – ein Selbstversuch in Neviges.
Neviges. Als mir Alfred Ebert den silbernen Schläger reicht und ich mich an die Bahn stelle, fühle ich mich trotz ihrer Länge von nur sechs Metern ein bisschen wie der große Golfer "Tiger" Woods.
Im nächsten Moment denke ich, dass ein Vergleich in dessen momentaner Lage wohl eher nicht statthaft ist, und konzentriere mich auf das, was mir Ebert erklärt hat. "Der Stand ist wichtig. Und das Eisen immer im rechten Winkel zur Schlagrichtung." Außerdem hat er mir einen Punkt an der Bande gezeigt, den ich anvisieren soll. Ich schlage, und tatsächlich rollt die Kugel fast wie von selbst ins Loch.
Bei der professionellen Anleitung kein Wunder. Alfred Ebert ist der Sportwart des über 40 Mitglieder zählenden Bahnengolfsportvereins Hardenberg-Pötter (BGS) und Übungsleiter der zweiten Mannschaft, mit der ich mich im Training messen darf. Dienstags und donnerstags zwischen 16 und 18 Uhr trifft man sich auf der Anlage von Uwe Binder zum "Pötten", dem Einlochen.
Wer will, kann zu diesen Zeiten ein Schnuppertraining bei einem der erfolgreichsten Sportvereine Deutschlands mitmachen. Seit Einführung der Minigolf-Bundesliga 1991 hat die erste Mannschaft nur drei Mal die Meisterschaft verpasst, neun Mal gewann man den Europacup. Die Bundesligaspieler kommen von überall her, sogar ein Schweizer Nationalspieler reist zu den sechs Meisterschaftsspielen auf verschiedenen Anlagen in Deutschland.
"Vorher werden die Spielorte immer mehrmals angefahren um zu trainieren", sagt Alfred Höltgen, der seit über zehn Jahren Vorsitzender des BGS ist. "Die Lage, der Untergrund und die Temperatur sind immer unterschiedlich und entscheidend", erklärt er die Notwendigkeit des intensiven Reisens.
Auch die Witterung spielt beim Minigolf eine wichtige Rolle. Die Bälle werden auf optimale Temperatur gekühlt oder erwärmt. Zu Letzterem trägt Sportwart Ebert Kindersocken, in die die Bälle gesteckt werden, an seinem Gürtel. Das sieht für den Anfänger vielleicht etwas merkwürdig aus, aber wer erfolgreich ist, hat nun mal Recht - die "Zweite" des BGS hat momentan den Aufstieg in die fünfthöchste Spielklasse vor Augen.
Eigentlich ist das Spiel ja auch ganz einfach. "Das Ziel ist es, jede Bahn nach einem Schlag mit einem Ass zu beenden. Bei Spitzenspielern kommt das vor", sagt Alfred Höltgen. Trotz der guten Hilfe von Sportwart Ebert kann ich mich aber bereits nach Bahn Drei davon verabschieden, schaffe es im letzten Versuch. "Das war eine Kampf-Sechs, um den Otto zu verhindern", meint Höltgen in Fachsprache. Der "Otto" kommt aus dem Italienischen, heißt Acht, und früher wurde jede Bahn eben noch bis dahin gespielt.
Fast zum Eklat kommt es zwei Bahnen später. Ich treffe mit dem ersten Schlag und kann mein Glück kaum fassen. "Asse-Kacker", moniert die Truppe sofort lautstark lachend. So wird eben bezeichnet, wer nicht durch Können, sondern durch reines Glück den Ball ins Ziel bringt. Nach erstem Protest muss ich den anderen aber Wohl oder Übel zustimmen.
Eine gute Stunde später sind die 18 Bahnen durchgespielt. Alfred Ebert hat dafür ganze 25 Schläge gebraucht, bei mir waren es mehr als doppelt so viele. Aber der Minigolf-Sommer hat ja gerade erst begonnen.