Wülfrath In den Laubschlafsack gehört kein Moos
Wülfrath. · Die Wald-Forscher-Station am Zeittunnel vermittelte Familien einen Eindruck davon, wie man ohne moderne Hilfsmittel in der Wildnis zurechtkommen kann.
Wie kann man in der Wildnis ohne die Segnungen der Zivilisation überleben? Der Zeittunnel gab jetzt jungen und alten Naturliebhabern ein Wildnistraining für Einsteiger, auch wenn die nach drei Stunden noch lange nicht fit zum Überleben im Dschungel waren. Es ging auch nicht in eine unberührte Naturlandschaft, man blieb in der Nähe des erdgeschichtlichen Museums am Hammerstein. Wo sich einst die Anlagen befanden, um den Kalk einer industriellen Nutzung zuzuführen, sich nach dem Ende der Produktion die Natur wieder breit gemacht hat.
Waldpädagogin Uta Wittekind zeigte zunächst einmal, wie aus den ansonsten lästigen Brennnesseln Bänder entstehen: „Den Stängel von unten greifen und die Blätter nach oben abziehen, dann platt klopfen, mit dem Daumennagel aufbrechen, das verholzte Material herausnehmen. Dann haben wir die Nesselfasern, aus denen Kleidung gemacht wird und die Angler ihre Netze knüpften.“
Die selbst gedrehten Schnüre wurden sofort verwendet, um einen Laubschlafsack zu machen. „Dafür brauchen wir einen rund 2,50 Meter langen Ast, am besten mit einer Astgabel“, gab Uta Wittekind ihren Eleven auf, die in die Umgebung ausschwärmten. „Wenn man Werkzeug dabei hat, geht es schneller, sonst muss man länger suchen. Langsam entsteht aus vielen Ästen ein prismenförmiges Gebilde mit einer Öffnung. Belaubte Zweige sorgen dafür, dass der Unterschlupf ein regelrechtes Dach erhält.
„Das wird richtig dicht“, freute sich Rainer Erdinger von der Wald-Forscher-Station am Zeittunnel, der Uta Wittekind bei der Aktion unterstützt. „Wer legt sich drauf?“ fragte er in die Runde. Der neunjährige Tom kroch in den Schlafsack aus Ästen und Blättern. Sein erster Eindruck war positiv: „Das ist gemütlich. So etwas wollte ich immer schon mal machen.“
Rainer Erdinger hatte einen weiteren Tipp: „Wenn man den Schlafsack ein paar Tage lang behalten möchte, muss man einen Graben drum ziehen. Und was nimmt man, wenn man weich liegen möchte? Blätter, ganz viele Blätter“, so seine Antwort. Er warnte davor, Moos zu nehmen. „Das ist zwar schön weich, aber Moos ist der Wasserspeicher des Waldes. Wenn man sich darauf legt, ist man ruckzuck nass.“
Was tun, wenn man Durst hat, und es ist kein Wasserkran in der Nähe? Man kann das Klettenlabkraut zerreiben und kneten, dann tritt Flüssigkeit aus, die nach Erbsen schmeckt“, beschrieb Uta Wittekind die Notlösung. Man kann auch mit einem Stein Birken anritzen: „Vor allem im April führt die Rinde besonders viel Wasser.“
Daneben wurden für den Bogenbau Äste gesucht: „Es ist wichtig, dass die sehr biegsam sind“, rät Uta Wittekind. „Die Eibe ist am besten, sehr fest und trotzdem biegsam. Ahorn ist mittelfest, Erlen gehen auch.“
Nach der Exkursion in die Wildnis über dem Zeittunnel sind die Mitwirkenden noch lange nicht fit für ein Leben in der Natur. „Man darf nicht meinen, ich komme jetzt allein im Wald zurecht. Es ist ein nettes Event für die Familie“, fasste Rainer Erdinger die Intention dahinter zusammen. So sah es auch Linda Klimach aus Hattingen, die beim Stöbern im Internat auf die Veranstaltung aufmerksam geworden war: „Ich fand das toll, zumal wir viel im Wald unterwegs sind.“