Velbert Vom Haar-Styling bis zum Bewerbungsfoto

Velbert · Seit Juli 2022 unterstützt die Jugendberufsagentur plus junge Menschen bei der Berufswahl.

Walter Devolder vom Nevigeser Friseur Droste verhalf den jugendlichen Besuchern, wie hier der 16-jährigen Zahra, zu einem neuen Haar-Styling.

Foto: Reinhard Lüdeke

Mit einem Kamm bearbeitet Walter Devolder vom Nevigeser Friseur Droste die Haare von Zahra. Die 16-Jährige genießt es sichtlich, eine neue Frisur auszuprobieren. Auf einem Tisch neben ihr stehen Schmink-Utensilien, eine andere junge Dame lässt sich in die Kunst eines dezenten Make-ups einweihen: Im städtischen Jugendzentrum „Villa B“ an der Höferstraße fiel jetzt der symbolische Startschuss für die Jugendagentur plus. Die im vergangenen Jahr gegründete Einrichtung berät Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre, die kurz vor ihrem Einstieg ins Berufsleben stehen, aber nach der Schule noch keine berufliche Perspektive haben. Aber auch wer zum Beispiel Lehre oder Studium abgebrochen hat, kann seit Juli 2022 beim Team der in der Villa B angesiedelten Jugendberufsagentur plus Orientierungshilfe erhalten. Zum offiziellen Auftakt waren Jugendliche aus den örtlichen Abschlussklassen eingeladen, ihre Bewerbungsmappen sichten zu lassen, an einer Outfit-, Frisuren- oder Styling-Beratung teilzunehmen und für professionelle Bewerbungsfotos vor einem Berufsfotografen Platz zu nehmen.

„Wir können ein bisschen stolz sein, die Jugendagentur plus hier im Jugendzentrum vorzustellen“, sagte Sozialdezernent Gerno Böll. Das Besondere: Städtische Jugendhilfe, das Jobcenter ME-aktiv und die Agentur für Arbeit, die alle für sich ihre Erfahrungen und Möglichkeiten mitbringen, befinden sich gemeinsam unter einem Dach, können zudem auf ein breit aufgestelltes Netzwerk lokaler Einrichtungen zugreifen. Zielgruppenorientierung und Niederschwelligkeit bedeuteten eine Paradigmenwechsel: „Wir bieten den Service dort an, wo die Menschen sind“, so Böll.

Britta Koch, städtische Mitarbeiterin im Dienst der Agentur, erläutert, vor welchen Problemen die jungen Menschen teilweise stehen – sei es, dass sie keinen Schulabschluss haben, die Ausbildung geplatzt ist, entsprechend Stress mit den Eltern ansteht: „Manche haben überhaupt keine Vorstellung, was für sie der richtige Job ist.“ So kann eine Beratung – mehr als etwa 80 Klienten hat die Agentur seit Juli 2022 bereits gezählt – einen, nötigenfalls aber auch mehrere Termine umfassen. Karl Tymister, Leiter der Agentur für Arbeit im Kreis Mettmann, unterstreicht, dass an den Beratungstagen alle drei Einrichtungen auf einen Schlag mit ihren Kompetenzen zur Verfügung stehen, und das nicht im Dienstzimmer einer Amtsstube, sondern eben im Jugendzentrum, was die Betroffenen in der Regel erheblich weniger Überwindung kostet. Positiver Nebeneffekt: „Wir haben viel voneinander gelernt, was die jeweils anderen Beteiligten an Möglichkeiten mitbringen,“ so Tymisters Bilanz der bisherigen Zusammenarbeit.

Derweil sichten einige Jugendliche das Kleidungsangebot, das die Bepro, Kooperationspartner der Jugendberufsagentur, zur Verfügung gestellt hat: „Manche Jungs haben noch nie ein Sakko oder Jackett getragen“, weiß Britta Koch. Eher durch Zufall sind Marie aus Langenberg und ihre Freundin Leonie aus Velbert zu der Veranstaltung gekommen. Bei einem Gespräch im Job-Center wurde den beiden 17-Jährigen geraten, ihre Bewerbungsmappen in der Jugendberufsagentur checken zu lassen. Die Möglichkeit, sich zugleich in Sachen Frisur und Styling beraten zu lassen, nehmen die beiden gerne wahr.