Kasematten sind offiziell eröffnet

Gestern wurde die einzigartige Anlage der Öffentlichkeit übergeben. Konzept für Nutzung fehlt.

Foto: Simone Bahrmann

Neviges. „Das ist ein Denkmal von nationaler Bedeutung, auf das Sie stolz sein können“, stellte Dr. Joachim Zeune fest. Gestern, passend zum Tag des offenen Denkmals, wurde die Sanierung der Artillerieumwehrung offiziell beendet. „Aus dem Wrack wurde wieder ein richtiges Schiff, das stolz segelt, aber noch nicht im Hafen ist“, so der Vergleich des renommierten Burgenforschers. Als der neun Jahren zum ersten Mal die Kasematten in Augenschein nahm, war es „zehn nach zwölf“ um den Zustand der Anlage bestellt. „Hier verfiel etwas ganz Ungewöhnliches, ein echtes Kleinod, dass in ein paar Jahren nicht mehr da gewesen wäre“, so der Befund des Fachmanns. „Dann rief plötzlich Herr Dröscher an und sagte, dass die Mittel zur Sanierung bereit stehen.“ Ursprünglich war geplant, mit den zur Verfügung stehenden Geldern die Sanierung des Herrenhauses zu beenden. Doch dann wurde klar, dass um 1540 ein Militärarchitekt den alten Wehrgang überwölben ließ und damit eine Kleinfestung schuf, für die es nach Überzeugung des Experten keine Parallele gibt.

Doch zuvor mussten die Verantwortlichen dazu bewegt werden, die vorhandenen Finanzmittel vom Herrenhaus auf den Wehrgang umzuleiten. „Wir haben Bretter gebohrt“, erinnert sich Horst Socher, der zweite Vorsitzende des Schlossfördervereins, der für den gesundheitlich angeschlagenen Vorsitzenden Dr. Peter Egen sprach. „Schließlich hatten Rat, Bürgermeister und Bezirksregierung zugestimmt.“ Nun muss es weiter gehen: „Wenn man die Anlage nicht zugänglich macht, dann ist sie tot“, so die Forderung des Vereins, der damit bei der Stadt auf offene Ohren stößt.

„Wir haben einen kleinen Aufruf gestartet, wir suchen Ideen, wie Schloss Hardenberg genutzt werden soll“, wirbt der städtische Projektleiter Björn Dröscher“, der auf die Handzettel verweist, die in einem Kasten am Schloss bereit gehalten werden. „Wir kriegen nur dann Fördermittel, wenn wir ein überregionales Konzept vorweisen können“, betont Schlossförderer Socher und bittet darum, den Verein einzubinden und Experten einzusetzen. Aufbruchstimmung verbreitete Bürgermeister Dirk Lukrafka: „Wir brauchen die Idee, die förderfähig ist.“

Ansonsten schaute er mit Genugtuung auf das gemeinsame Werk, in das viel Herzblut reingesteckt wurde, angefangen von Projektleiter Dröscher, der nebenher noch die Sanierung des Langenberger Bürgerhauses bewältigen musste, bis hin zum Architekten und den Bauarbeitern. Während der Wintermonate pausierten die Arbeiten: „Wir haben nicht nur viel Natur drumherum, sondern auch innen drin. Im Winter ruhen hier Fledermäuse.“ Ab Oktober beginnen diese damit, ihre Ruheplätze in dem Gewölbe einzunehmen. Deshalb finden in diesem Monat nur noch wenige Führungen statt. Interessenten können sich bei Dr. Ulrich Morgenroth vom Deutschen Schloss- und Beschlägemuseum melden. Im Frühjahr dürfen Besucher wieder in die geheimnisvolle Unterwelt eintauchen. Sie müssen in den engen Gängen den Kopf einziehen oder einen Helm tragen.

Für die Teilnehmer der gestrigen Einweihungsfeier lag auf Wunsch die entsprechende Sicherheitsausrüstung bereit. Damit die Besucher den Sinn der Befestigung besser erfahren können, hat Dr. Zeune schon erste Vorschläge: „In die Schießscharten kann man Hakenbüchsen reinstellen, damit man sieht, was man damit machte.“ Für den oberen Bereich schlägt der Fachmann vor, Kleingeschütze aufzustellen. „Dort haben wir Reste von Schießscharten entdeckt, die vorher nicht bekannt waren und nun nur angedeutet sind.“