Kinder staunen über Hightech im OP

Das Helios-Klinikum Niederberg begrüßte 45 Kinder zu seiner Kinder-Uni. Zu sehen gab es Chirurgie durchs Schlüsselloch und Wiederbelebung.

Foto: Ulrich Bangert

Velbert. „Hier stinkt’s!“ — „Nee, find ich gar nicht.“ Die Jung-Studenten plappern aufgeregt auf dem Weg in den Operationssaal. Zuvor hatten sie „Vorlesung“ in der Kinder-Uni, zu der das Helios-Klinikum Niederberg Jungen und Mädchen im Alter von sechs bis zehn Jahren eingeladen hatte. „Das Interesse war riesig, wir hatten mehr als 100 Anmeldungen für 45 Plätze“, stellt Pressesprecherin Jane Loden fest. Sie staunt über das zum Teil beachtliche Vorwissen der Grundschüler: „Einer konnte erklären, warum sich Wasser nicht mit Öl mischt, und was man tun muss, damit es doch passiert.“

Vor dem OP wird die Kindergruppe von Dr. Gabriele Krischel-Augert in Empfang genommen. Jetzt heißt es: Überschuhe anziehen, die Haare müssen unter einer Haube verschwinden. Wer möchte kann sich einen Mundschutz anlegen lassen, einen ganz lustigen mit Comic-Figuren drauf. „Was macht man, wenn der Blinddarm entzündet ist?“, fragt die Chefärztin der Gefäßchirurgie in die Runde. „Dann schneidet man die Haut auf, holt ihn raus und näht die Haut wieder zu“, schildert ein ganz Schlauer. „So kann man es machen“, stimmt die Chirurgin zu, „aber es geht auch anders: Man macht winzig kleine Löcher, schiebt eine Kamera in den Bauch und schaut, ob der Blinddarm tatsächlich entzündet ist. Wenn ja, wird er gleich rausgeholt“.

OP-Schwester Lena zeigt die hochempfindliche Kamera an Ende eines langen Stabes. Auf einem Bildschirm entdecken sich die Kinder mit ihren grünen Hauben selber, aber sie sehen alles doppelt. „Wenn ihr eine Brille aufsetzt, seht ihr alles ganz plastisch“ erklärt Schwester Theresa. „Jetzt führt mal die Kamera ganz vorsichtig in diesen geschlossenen Eimer“, fordert Gabriele Krischel-Augert die neugierigen Nachwuchsmediziner nacheinander auf, die einige Gummibärchen in dem Gefäß entdecken. „Jetzt versucht, mit der Zange ein Gummibärchen zu schnappen um es in die Schale zu legen“, beschreibt die Ärztin das Hightech-Werkzeug.

Interessant finden die Kinder den OP-Tisch. „Will jemand probieren, wie sich anfühlt, dort zu liegen“, ruft Katrin Hähner. Alle Hände schnellen in die Höhe. „Das ist wie Folter“, bemerkt einer, als der erste „Patient“ liegt und die Gefäßchirurgin Arme mit Klettband fixiert. „Bei einer Operation ist es ganz wichtig, dass man sich nicht bewegt“, betont die Ärztin. Während sich diese Gruppe anschließend noch die Träume beschreiben lässt, die durch die Anästhesie entstehen, lernen die anderen Kinder-Studenten, wie sich Leben retten lässt. „Boah, das ist ganz schön anstrengend, ich komme richtig ins Schwitzen“, stöhnt Ben und drückt unermüdlich seine Hände auf den Brustkorb der Gummipuppe. Katja Schwarzkopf achtet darauf, dass die künftigen Lebensretter die Handgriffe richtig ansetzen. „Auch wenn Kinder noch zu wenig Kraft haben, so verlieren sie die Hemmung, im Notfall zu helfen, außerdem können sie einen Erwachsenen bitten, mit der Herzdruckmassage weiterzumachen.“ Der zehnjährige Leonhardt ist beeindruckt: „Jetzt weiß ich, was ich versuchen muss, um Leben zu retten.“