Kindergarten: „Unser Herz schlägt in Düssel“
Mehr als 250 protestieren – der Ton zwischen Wülfrath und Wuppertal wird rauer.
Wülfrath. Vor dem Wetter-Orkan der Nacht blasen die Eltern zum Sturm - und liefern einen eindrucksvollen Beweis für ihre Kampfbereitschaft ab. Und "die Kleinen in den Gemeinden" sind ganz groß: Mehr als 250 haben sich an diesem Freitagnachmittag von den Düsseler Höhen hinunter ins Tal zum Dorfplatz vor St.Maximin aufgemacht, um sich für den Erhalt beider Kindergärten in Düssel einzusetzen. "Wir sind Düssel" steht auf Plakaten - ein Ausdruck der Bedeutung der Einrichtungen für das Gemeindeleben.
In der Kundgebung fordert Eltern-Vertreter Markus Bremkamp die Rückkehr Wuppertals zum Dialog auf. "Sonst wird es teurer", sagt er - und verweist darauf, dass in den drei von Wuppertal als Alternativen vorgeschlagenen Einrichtungen allenfalls zehn bis zwölf freie Plätze vorhanden seien. "Wo sollten dann die restlichen 24 Kinder bleiben?" Bremkamp prangert die politische Willkür zu Lasten der Kinder an. "Die Politik muss eine Lösung finden. Wir können nur zeigen, dass unser Herz in Düssel schlägt."
Der Ton in der Düsseler Kindergarten-Frage wird zwischen den Behörden rauer. Mehr oder weniger offen geht Wuppertals Oberbürgerbürgermeister Peter Jung Wülfrath an: "Wir bitten die Stadt Wülfrath, eine Problemlösung zu suchen, die nicht zu Lasten der Kinder geht", heißt es in einer Pressemitteilung. Im Gegenzug appelliert Bürgermeisterin Barbara Lorenz-Allendorff an Jung, "sich der Verantwortung den Düsseler Familien gegenüber zu stellen."
Einen eigenen Beitrag zur Lösung der Situation kündigt Jung nicht an. Im Gegenteil: Allein Wülfrath sei für die Finanzierung der Wülfrather Einrichtungen zuständig - was übrigens niemand in Zweifel gezogen hat. Notfalls, so Sozialdezernent Stefan Kühn, "müssten die Städte ihre unterschiedlichen Auffassungen vor Gericht klären lassen". Auf die von der WZ geäußerte Kritik, dass Wuppertal in der Vergangenheit versäumt habe, Kindergartenplätze im Raum Radenberg/Düsseler Höhe zu schaffen, um den Rechtsanspruch auf Wuppertaler Stadtgebiet zu erfüllen, gehen weder der Oberbürgermeister noch sein Dezernent ein.
Dass es auch anders geht, haben Wülfrath und Velbert einst vorgelebt: Aufgrund des großes Neubaugebietes Neviges-Rosenhügel geriet die Nachbarstadt in eine Zwangslage. Lorenz-Allendorff: "Es war für die Stadt Wülfrath selbstverständlich, den Velberter Kindern Plätze in Aprath zur Verfügung zu stellen. Ebenso selbstverständlich übernahm die Stadt Velbert einen entsprechenden finanziellen Ausgleich. Als die Stadt Velbert dann nach fünf Jahren ihrer Pflicht nachkam, im Wohngebiet eine Kindertagesstätte zu schaffen, wurde der Vertrag dann aufgelöst." Ein Beispiel für eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung.
Einrichtungen: In Düssel gibt es einen katholischen und einen evangelischen Kindergarten mit insgesamt 75 Plätzen - 36 davon werden von Wuppertaler Kindern belegt.