Kinderschutz in Wülfrath: Ab März wird jedes Baby persönlich begrüßt
Der Begrüßungs-Rucksack mit Nützlichem für junge Eltern soll „Türöffner“ für das Projekt Soziales Frühwarnsystem sein.
Wülfrath. Der Säugling schreit unentwegt. Die verzweifelten Eltern wissen nicht, was dem Kind fehlt. "Da sind Eltern schnell überfordert und brauchen Hilfe", sagt Barbara Ertl-Beddig vom Jugendamt.
In Wülfrath sollen sie diese Hilfe bekommen. Dazu soll auch der Begrüßungs-Rucksack beitragen. Ähnlich wie in anderen Kreisstädten gibt es für Neugeborene ab 2009 ein Paket mit nützlichen Dingen für Eltern und Kind. Ein Rauchmelder fürs Kinderzimmer steckt ebenso im Rucksack wie ein Kirschkern-Kissen, ein Elternordner mit Terminen für Vorsorgeuntersuchungen sowie Elternbriefe.
Bereits Anfang 2008 war in Wülfrath mit den Vorbereitungen für das Projekt Soziales Frühwarnsystem (SoFrüWü) begonnen werden. Kinder sollen besser geschützt werden - einen Fall Talea wie in Wuppertal soll es in Wülfrath nicht geben, sagte der Seniorenrat, der bei dem Projekt mitmacht, im Herbst. Die Senioren sind beim Kinderschutz mit dabei, wollen nicht wegschauen und weghören, wenn sie Missbrauch oder Misshandlung vermuten.
Das Frühwarnsystem, das vom Land bezuschusst wird, steht auf drei Säulen, die mit den Ampelfarben illustriert werden. Im "grünen Bereich" sind die Verhältnisse in der Familie für das Kind in Ordnung. Dort werden Angebote zur Förderung des Kindes und zur Beratung der Eltern unterbreitet.
Der "gelbe Bereich" muss noch nicht kritisch sein - er bietet Leistungen und Hilfen zur Erziehung. Beim "roten Bereich" ist das Kindeswohl gefährdet, das Kind muss aktiv geschützt werden. Verschiedene Einrichtungen helfen dabei: Jugendamt, Kinder- und Familienzentrum, eine Kinderärztin, die Wülfrather Familien-Welt, das Kreisgesundheitsamt und das Freiwilligen Forum.
Die freiwilligen Helfer bestücken unter anderem die Rucksäcke. "Wir haben schon jetzt viel Herzblut in die Sache gesteckt, brauchen aber auch noch Sponsoren", sagt Gerd Bohnen vom Freiwilligen Forum. 180 Rucksäcke gibt es vorerst, denn mit 180 Neugeborenen im Jahr wird gerechnet.
"Der allgemeine soziale Dienst besucht die Eltern und bringt die Rucksäcke mit, allerdings erst ab März. Die Kinder sollten 18 Wochen alt sei", sagt Michaela Berster vom Jugendamt. Vorher hätten die jungen Eltern anderes im Kopf. "Wenn unser Besuch nicht gewünscht wird, kommen wir auch nicht", so Udo Neumann, der das Projekt SoFrüWü plant und koordiniert.
Der Rucksack samt Inhalt hat einen Wert von etwa 20 Euro. Mit der Einführung des SoFrüWü, das schon ein Logo hat, ist es aber nicht getan. "Wir müssen mehr für Kinder zwischen null und drei Jahren zu tun", sagt Neumann.