Velbert: Schloss-Planung - Jetzt soll sich ein Teilchen ins andere fügen

Die Expertenkommission empfiehlt, in Neviges ein Museum oder ein Ausstellungshaus mit „überregionaler Ausstrahlung“ zu schaffen. Bis Mitte 2009 soll eine Richtungsentscheidung getroffen werden. Ein Weg, den der Schloss-Förderverein begrüßt.

Velbert. "Das kriege ich doch gar nicht mehr raus." Bürgermeister Stefan Freitag müht sich, das Puzzleteilchen wieder zu lösen, das er gerade eingefügt und damit das Bild des Schlosses Hardenberg komplettiert hat. Doch für die Fotografen muss es sein: Das bedruckte Pappstück muss wieder heraus, um dann ein weiteres Mal in der Lücke platziert zu werden.

Der Förderverein hat das 500-Teile-Legespiel mit Schloss-Motiv rechtzeitig zu Weihnachten herausgegeben. "Eine tolle Idee", lobt der Verwaltungschef bei einem Treffen im Rathaus. Das Puzzle könne die Identifikation der Nevigeser mit "ihrem" Schloss fördern und die Velberter insgesamt für das Gebäude interessieren.

Einem Puzzle gleicht aber auch das jahrelange Ringen um ein Nutzungskonzept für das sanierungsbedürftige Herrenhaus. Schließlich ist ein Puzzle ein Geduldsspiel - und aus vielen Einzelteilen zusammengesetzt. "Immer passte am Ende ein Stückchen nicht", spielt Freitag auf die kontroversen Diskussionen der Vergangenheit an. So ergab sich weder bei der Kinder- und Jugendakademie noch bei der Idee, ein Hotel im und am Schloss anzusiedeln, am Ende ein schlüssiges Gesamtbild. Der Förderverein - und nicht nur er - lehnte beide Vorschläge entschieden ab.

Doch bei der weiteren Planung soll sich nun ein Teil ins andere fügen. Die Stadt hat im November das Büro "Dr. Ulrich Hermanns Ausstellungs-Medien-Transfer" aus Münster beauftragt, mit einem Expertengremium Optionen für eine museale Nutzung des Nevigeser Kleinods zu prüfen. Der Kommission gehörte auch Peter Egen als Vorsitzender des Fördervereins an.

Ulrich Hermanns stellte jetzt Arbeitsweise und weiteres Verfahren im Rat vor. Eine wesentliche Empfehlung des Experten: In der weiteren Entwicklung dürften keine "Stückwerke" mehr realisiert werden. Vielmehr solle man das Gesamtensemble und die Verbindung Dom, Schloss und Gärten betrachten, um zu einem "kultur-touristischen Alleinstellungsmerkmal" zu kommen.

In einem dreistufigen Verfahren soll nun zunächst die Grundausrichtung festgelegt, danach als zweiter Schritt eine Vorkonzeption entworfen und mit Zahlen (erforderliche Investitionen, Folgekosten, Födermöglichkeiten) unterlegt werden. Als Drittes folgt die Umsetzung.

Das Expertengremium hat bereits verschiedene Möglichkeiten besprochen und rät, ein "überregional ausstrahlendes" Nutzungskonzept zu entwickeln. "Ein Stadtmuseum ist möglich, wird aber lediglich lokale Reichweite haben", so Hermanns. Interessant, das meinen auch Freitag und Egen, wäre ein "Rheinisches Fotografie-Museum", das in dieser Form bislang nicht existiert und einerseits Ausstellungen bieten, zugleich aber auch ein Forum für angewandte Fotografie (inklusive Workshops) sein und Archivfunktion erfüllen könnte.

Denkbar ist aber auch ein "Duo-Concept": Statt auf eine permanente Ausstellung zu setzen, werden zweimal im Jahr hochkarätige Veranstaltungen realisiert, die sich thematisch aufeinander beziehen. "Die Grundsatzentscheidung - regional oder überregional - muss als erstes fallen. Und danach muss man das mit allen Konsequenzen durchziehen und darf nicht im Klein-Klein hängenbleiben", sagte Ulrich Hermanns. Denn je mehr Wirkung man wolle, desto mehr Mittel müsse man auch einsetzen.

"Der Weg, der nun beschritten wird, ist jetzt der richtige", ist Peter Egen überzeugt. Und er stimmt auch zu, dass auf ein überregionales Konzept gesetzt werden sollte. Der Förderverein selbst hatte beispielsweise in der Vergangenheit ein Grafikmuseum vorgeschlagen.

Um einen soliden Grundkonsens zu erhalten, plädiert der Bürgermeister vor einer Festlegung für eine breite öffentliche Diskussion, eventuell auch eine Bürgerversammlung in Neviges.