Kletterer und Badende bringen sich im Steinbruch in Lebensgefahr
Das Unternehmen Lhoist hat im vergangenen Jahr fast 100 Mal Anzeige gegen Personen erstattet, die sich illegal Zutritt unter anderem zum Sedimentationsbecken Schickenbeck verschafft haben. Rettungseinsätze können teuer werden.
Wülfrath. Manchmal kann es Franz Pöppelmann selbst nicht fassen. „Hier haben wir vor einigen Jahren eine Oma erwischt, die mit ihrem Enkel im Schlauchboot über den See paddelte“, sagt der Leiter der Rechtsabteilung von Lhoist. Das kristallklare herrlich blau schimmernde Gewässer ist aber kein Badesee, sondern das Sedimentationsbecken Schickenbeck. Es liegt hinter hohen mit Stacheldraht bewehrten Zäunen direkt neben der Bundesstraße 7. Vor allem an den warmen Sommertagen und Nächten tummeln sich dort viele Gäste, die dort überhaupt nichts zu suchen haben, sagt Pöppelmann. Es wird gezeltet und gegrillt, es werden Drogen konsumiert und Alkohol getrunken.
„Erst an Christi Himmelfahrt hat die Polizei acht junge Leute im Alter von 18 bis 28 Jahren im Steinbruch erwischt“, sagt Thomas Perterer, Werksleiter bei Lhoist. Das Unternehmen möchte die illegalen Gäste nicht länger dulden. Im vergangenen Jahr wurde bereits fast 100 illegale Badegäste und Kletterer angezeigt. „Das Eindringen in privates Gelände ist kein Kavaliersdelikt“, sagt Wolf-Tilman Baumert, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wuppertal deutlich. „Wer illegal in ein privates Gelände eindringt, begeht Hausfriedensbruch. Das ist eine Straftat und wird auch als solche geahndet“, sagt Baumert. Im Raum steht eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr. Ganz abgesehen vom illegalen Betreten des Betriebsgeländes: „Das Baden ist lebensgefährlich“, sagte Perterer. Selbst an sehr heißen Sommertagen erwärme sich nur die obere Wasserschicht. Sobald man etwas tiefer eintauche, sei das Wasser nur sechs bis acht Grad kalt. Durch die plötzliche Kälte kann der Kreislauf schlappmachen.
Dazu kommt: Im Wasser liegen meist nicht sichtbare Felsbrocken oder scharfkantige Rohre. Ist jemand verletzt, hat es die Feuerwehr oft schwer, den Einsatzort zu finden. „Die Leute können den Rettungskräften oft nicht genau sagen, wo sie eigentlich sind“, sagt Hans-Rudolf Nippus von der Wuppertaler Feuerwehr. Die Ortsangabe, „im Steinbruch neben der B 7“ sei eben nicht sehr hilfreich. „Die Rettungskosten im Falle eines Einsatzes tragen die Verursacher, in diesem Falle die illegalen Schwimmer“, sagt der Brandoberamtsrat der Feuerwehr. Und da können schnell vierstellige Summen zusammen kommen, wird ein Hubschrauber zur Bergung benötigt, kostet der Einsatz schnell mal mehr als 10 000 Euro, so Nippus. Die Felswände locken nämlich auch Kletterer an. Ja selbst Leute, die nach Fossilien suchen, sind schon im Steinbruch ertappt worden.