Kurzfilme: Schnitzeljagd mit 99 Stationen
Kai Fobbe hat mit einem Tänzer von Pina Bausch Kurzfilme gedreht. Sie sind ab 5. Januar in Wülfrather Geschäften zu sehen.
Wülfrath. 5116´28,4“ — 72´37,5“. Das sind die GPS-Koordinatendes Hundertwasser-Kindergartens am Düsseler Tor. Die goldene Turmspitze ist auch in der Videoinstallation „99 Orte“ zu sehen.
Dort steht ein Mann in schwarzer Kleidung vor der Kita. Seine Hände formen Zeichen — mit Gebärdensprache beschreibt er die oben genannte Zahlenkombination. Dann ändert sich das Szenario.
Der Mann steht plötzlich vor einer Kirche — das ist doch das katholische Gotteshaus in Düssel? Wieder Gebärdensprache. Wieder eine Koordinate.
Was das ganze soll? „99 Orte“ ist ein Projekt des Wuppertaler Videokünstlers Kai Fobbe. Der ausgebildete Musiker (Schwerpunkte Gitarre und Kompositionslehre) hat in diesem Jahr kurze Filme von 99 Stätten im Bergischen Land aufgezeichnet.
Tänzer Jean Laurent Sasportes, bekannt vom Tanztheater Pina Bausch, steht in den Videos vor prominenten Sehenswürdigkeiten der Region. Mit der Gebärdensprache und den GPS-Daten verknüpft er zwei Kommunikationssysteme zu einem.
Auch Wülfrath hat Fobbe besucht: Der Hundertwasser-Kindergarten Düsseler Tor ist einfach unverkennbar, dazu kommen Aufnahmen im Steinbruch Schlupkothen oder eben in Düssel. Im Herbst waren Fobbe und Sasportes zu den Dreharbeiten in Wülfrath.
Letzterer wird in den Videoclips als „verschmitzter, mysteriöser Kenner des Bergischen Landes“ dargestellt, als Kenner einer Gegend, „die entdeckt werden will. Landschaftlich, architektonisch und mit vielen Zeugnissen der frühen Industriekultur“, heißt es in der Ankündigung.
Neben dem Hundertwasser-Gebäude sind neben vielen anderen Sehenswürdigkeiten auch die Grabstätte der Wuppertaler Choreographin Pina Bausch, die Müngstener Brücke in Solingen, das Opernhaus und das Von der Heydt-Museum in Wuppertal oder ein Bergischer Kotten zu sehen.
Von Donnerstag, 5., bis Sonntag, 15. Januar, ist das Projekt „99 Orte“ in Schaufenstern von 22 Wülfrather Einzelhändlern zu sehen. Durch die Initiative des städtischen Kulturamtes und der Händlergemeinschaft „Wülfrath pro“ haben sich die Händler beteiligt.
Die Geschäfte zeigen dann jeweils drei einzelne Filme auf 33 Monitoren. „Eine tolle, witzige Idee. Es ist so eine Art virtuelle Schnitzeljagd“, sagt Kulturamtsleiterin Andrea Gellert, die ebenfalls die gute Zusammenarbeit mit und das Interesse von Wülfrath pro lobt.
Christian Campe, Vorsitzender der Händlervereinigung, freut sich über die Darbietungen in den Schaufenstern. „Wir sind für Ausstellungen immer offen“, sagt Campe. Eine ähnliche Ausstellung hatten die Einzelhändler zu Beginn des Jahres, als Schüler aus dem Samstagsatelier des Gymnasiums ihre Werke zeigten. Und nun also der Wuppertaler Künstler, dessen Videoinstallation in Wülfrath Premiere feiert.