Lärmaktionsplan: Lärm und keine Ruhe in Sicht

Bürger können im Rathaus zwar erfahren, wo es am lautesten in Velbert ist. Lösungen für das Problem gibt es aber keine.

Velbert. Was kann die Stadt tun, um ihre Bürger vor Lärm auf vielbefahrenen Straßen zu schützen? Nicht viel. Dieses Fazit lässt sich nach der Öffentlichkeitsbeteiligung zum Velberter Lärmaktionsplan am Dienstagabend im Rathaus ziehen. Flüsterasphalt oder optimierte Ampelschaltungen sind fast die einzigen Mittel, um die Anwohner vielbefahrener Straßen ein wenig besser schützen zu können.

In vielen Fällen ist aber auch gar nicht die Stadt zuständig. Bei Landstraßen und Autobahnen fallen mögliche Lärmschutzmaßnahmen in den Aufgabenbereich des Landesbetriebs Straßenbau NRW. „Wir können für diese Straßen noch nicht einmal Maßnahmen vorschlagen“, erklärte Stadtplaner Tim Edler. „Was soll das denn alles?“, fragte Karl Schustowski, der sich über den Lärmaktionsplan Velberts informieren wollte.

Auf den Stadtstraßen sind den Planern in vielen Fällen die Hände gebunden, weil die Häuser unmittelbar an der Fahrbahn stehen, wie an der Langenberger Straße. „Dort könnten wir lärmmindernden Asphalt einsetzen und die Ampelschaltungen optimieren“, sagte Edler. Da es sich um wichtige Hauptstraßen handele, könnten die Verkehrsströme auch nicht umgelenkt werden. Dass würde das Problem nur auf andere Straßen verlagern.

Also bleibt der Stadt nur die Möglichkeit, die Fahrbahndecke auszutauschen — das aber erst, wenn die Fahrbahndecke sowieso erneuert werden muss.

Dass bei aller Lärmproblematik ausgerechnet an der vielbefahrenen Langenberger Straße ein Altenheim gebaut werden soll, da konnte auch Bürger Schustowski nur noch mit den Kopf schütteln.

Eine Temporeduzierung im Bereich Berliner-/Nevigeser Straße auf 30 Stundenkilometer könnte auf dieser Velberter Hautverkehrsachse für mehr Ruhe sorgen. Wann dies umgesetzt werden soll und kann, dazu machte Stadtplaner Edler keine Angaben.

Dafür erklärte er, dass Eigentümer, deren Häuser unmittelbar an den lauten Hauptstraßen liegen, selbst Lärmschutzmaßnahmen an ihren Immobilien vornehmen müssten. Für die es aber keine öffentlichen Fördermittel gibt.

Der Lärmaktionsplan zeigt zwar auf, dass die Anwohner der Werdener-, der Langenberger, Kohlen-, Hattinger- oder Heiligenhauserstraße/Heidestraße am schlimmsten vom Straßenlärm betroffen sind, aber dass der Lärm dort tatsächlich einmal reduziert werden könnte, kann diesen Bürgern niemand sagen. Sie haben nur eine Möglichkeit, sich vor dem Lärm zu schützen: wegziehen, wie es schon viele an der Langenberger Straße getan haben.

Dass die Europäische Union 2002 sogenannte Umgebungslärmrichtlinien festgeschrieben hat, um Lärm zu verhindern oder vorzubeugen, ist grundsätzlich gut. Aber dass es eigentlich gar keine Handhabe gibt, sie umsetzen, macht aus den Richtlinien nur noch Makulatur. Wie sagte es Karl Schustowski doch so treffend: „Ja, und was soll das alles.“