Langer Samstag lockt in die City
Die Einzelhändler ließen sich einiges für die Kunden einfallen. Die Parteien starteten den Wahlkampf.
Neviges. Weil die Gewerkschaft im vergangenen Jahr den verkaufsoffenen Sonntag zum Kinderfest kurzfristig gestoppt hatte, lud der Nevigeser Einzelhandel zum langen Samstag ein. Bei schönstem Frühlingswetter kamen die Menschen in die Fußgängerzone, aber nicht so viele wie an einem Sonntag. „Es ist ruhiger als sonntags“, stellte Ingeburg von Scheven fest. Die Inhaberin eines Modegeschäftes musste auf ihre „speziellen Sonntagskunden“ verzichten, von denen die meisten von außerhalb kommen. Um dennoch möglichst viele Kunden zu locken, bot sie vor ihren Geschäft Kaffee und Waffeln an. „Sehr lecker“, lobte Günther Thiele, während seine Ehefrau Mode aussuchte.
Daneben hatte Ingeborg von Scheven eine Freundin in ein Hühnerkostüm gesteckt und ließ in der Stadt bunte Ostereier verteilen: „Man muss was tun.“ Auch wenn zeitweise die Elberfelder Straße recht leer wirkte, war Thomas Bellers zufrieden, der vor der fast ausgestorbenen Citypassage Haushaltswaren aus Kunststoff präsentierte: „Mittags standen hier richtige Menschentrauben. Ich finde es gut, dass solche Aktionen gemacht werden, auch Herbstfest und die Trödelmeile am 1. Mai.“ Schausteller Knut Kehrmann, der in der Nähe des Busbahnhofes Quarkbällchen anbot und ein Kinderkarussell aufgebaut hatte, fragte sich, wo denn die Leute bleiben: „Es ist absolut ruhig.“
Angesichts des beginnenden Landtagswahlkampfs präsentierten sich die großen Parteien. Die Bürger interessierte es weniger, wer künftig in Düsseldorf das Sagen hat, sondern wie es mit der gebeutelten Nevigeser Innenstadt weitergeht. SPD-Ratsmitglied Matthias Gohr verwies auf ein großes Votum der Nevigeser gegen die Öffnung der unteren Fußgängerzone für den Autoverkehr und wedelte mit einer Unterschriftenliste. „Die Menschen wollen weiterhin im Café sitzen.“
Fraktionskollege Volker Münchow ärgert es, dass „in Neviges alles schlecht geredet wird. Man könnte eine Menge machen, es wird aber nur in Autokategorien gedacht.“ Der Nevigeser CDU-Vorsitzende Stefan Ludwig lädt alle Interessierten morgen um 17 Uhr in die Feuerwache ein, wenn die Verwaltung das integrierte Handlungskonzept vorstellt.
Friederike Hück von der FDP verteilte Fragebögen mit Wünschen an die Innenstadt. „Viele Nevigeser haben Angst, dass auch Gassmann die Stadt verlassen könnte.“ August-Friedrich Tonscheid mokierte sich über die Politikerschelte: „Habe ich Rossmann rausgeklagt, den Rewe abgeschlossen und dem Metzger Schmidt gesagt, er solle zumachen?“