Wülfrath Lhoist: Corona-Pandemie schmälert den Absatz

Wülfrath · Seit april sind einige Mitarbeiter des Kqalk-Unternehmens in Kurzarbeit, eine Existenzbedrohung sieht Werksleiter Carlos Ripoll aber nicht.

Der neue Leitstand im Werk Flandersbach wurde zu Beginn dieses Jahres eröffnet.

Foto: Lhoist

. Die anhaltende Corona-Pandemie hat auch vor großen Unternehmen wie der Lhoist Germany Rheinkalk GmbH kein Halt gemacht. Rund 25 Prozent Umsatzeinbußen verzeichnet das Werk Flandersbach seit Beginn der Krise. „Das Wasser unter dem Kiel wird weniger“, berichtet Werksleiter Carlos Ripoll im Zuge einer Online-Pressekonferenz, die er aus dem neuen Leitstand des Unternehmens führte. Existenzbedrohend ist die Situation für die Lhoist Werke laut Werksleiter allerdings noch nicht. Seit April wird mit Kurzarbeit gegen den geringeren Absatz agiert. „Aktuell sind noch die Mitarbeiter im Steinbruch mit einem Kurzarbeitstag pro Woche von dieser Regelung betroffen“, so Ripoll, der die anderen Bereiche schon wieder in die Regelarbeit entlassen konnte.

Dass die Kunden des Unternehmens aber noch immer weniger Bedarf melden, lässt einen völligen Rückgang zum Normalbetrieb noch nicht zu. „Wir haben eine gleichmäßige Auslastung unserer Standorte geschaffen“, so der Werkleiter weiter. Zuvor geplante Szenarien, die eine Laufzeit der Werke für die nächsten 15 Jahre gesichert haben, sind mittlerweile überholt. Im ersten Quartal des neuen Jahres soll es eine neue Bewertung der Lage geben. „Wir schätzen, dass wir den Standort nach aktuellen Berechnungen noch rund 20 Jahre weiter nutzen können“, erklärt Carlos Ripoll, der diesen Wert nicht ausschließlich an rückgängigen Absatzzahlen ausmacht.

„Auch sind wir in der Lage, den Stein effizienter zu nutzen. Vor einigen Jahren haben wir aus einer Tonne Stein rund 150 Kilogramm Kalk erzielt. Mittlerweile erzielen wir rund 200 Kilogramm Kalk.“ Auch das Vorhaben, im Steinbruch Rohdenhaus-Nord künftig in den Untertagebau zu starten, muss auf den Prüfstand gestellt werden. „Wir sind derzeit in der Genehmigungsphase. Mit der Neubewertung im kommenden Jahr wollen wir festlegen, wann wir dieses Vorhaben angehen“, versichert Carlos Ripoll.

Das Werk Flandersbach hat in den vergangenen zwei Jahren rund 50 Millionen Euro in die Instandhaltung der Anlagen, aber auch in die Effizienz und Nachhaltigkeit der Arbeitsabläufe investiert. Die Reduktion der CO²-Werte ist dabei im Fokus der Bemühungen. „Der Kalkstein hat an sich einen großen Anteil an CO², dem wir mit einem großen Bündel an Maßnahmen entgegenwirken. Wir nutzen beispielsweise CO²-arme oder neutrale Brennstoffe und streben an, künftig CO² neutral oder sogar einen Negativwert zu erzielen“, erläutert der Werksleiter.

Sogar Ripolls Kinder stellen Fragen zum Eignerbach

Kritischen Fragen musste sich Carlos Ripoll auch in Bezug auf die Umgestaltung des Eignerbaches gefallen lassen. „Sogar am Abendbrottisch mit meinen Kindern wurde ich mit diesen Fragen betraut“, gibt er ehrlicherweise zu. Dass mit der Verlegung des Bachs, aber auch mit der Umgestaltung des Silberberger Wegs, die Wirtschaftslichkeit des Unternehmens gesichert wird, daraus macht Carlos Ripoll im Online-Interview kein Geheimnis. „Wir müssen wirtschaftlich handeln und die Gehälter nicht nur für die aktuellen Mitarbeiter, sondern auch für die nächste Generation sichern“, argumentiert der Werksleiter, der bei den Maßnahmen trotzdem auf eine nachhaltige Nutzung der Natur achtet.

Am Wülfrather Standort arbeiten derzeit 689 Menschen, die sowohl im Werk (448 Mitarbeiter), als auch in der Verwaltung (241 Mitarbeiter) im Einsatz sind. Im Vergleich zum Vorjahr konnte das Unternehmen einen Zuwachs von 30 Prozent im Bereich der Auszubildenden verbuchen. „65 Auszubildende sind derzeit bei uns beschäftigt“, erklärt Carlos Ripoll, der zum vergangenen Ausbildungsstart auch junge Menschen aus anderen Unternehmen aufgenommen hat, die aufgrund der Krise keine Beschäftigung erhalten haben. „Viele Mitarbeiter werden in den nächsten zehn bis 15 Jahren rentenbedingt das Unternehmen verlassen. Uns ist es ein großes Anliegen, dass die jungen Mitarbeiter schon früh in die Prozesse eingebunden werden und von den erfahrenen Mitarbeitern lernen können“, so Carlos Ripoll, der auch auf Nachwuchsförderung im neuen Leitstand setzt.

Dieser ist „das Herz“ der Anlage, hat das Unternehmen rund eine Million Euro an Investitionen gekostet und wurde Anfang des Jahres in Betrieb genommen. „In der neuen Leitstelle im Lhoist-Werk Flandersbach werden die Öfen sowie die Kalk- und Kalksteinmahlanlagen digital gesteuert. Über die Monitore überwachen derzeit etwa 30 Mitarbeiter rund um die Uhr, was gerade in den Anlagen passiert. Jeder Mitarbeiter kann das, was er sieht, individuell anpassen und die Videosignale auf die Monitorwand übertragen“, erklärt Carlos Ripoll, der somit einen Schulterschluss zwischen den altehrwürdigen Anlagen und mordernster Technik geschaffen hat.

„Wir lernen mit der Technik“, versichert der Werksleiter, der diese Aussage auch auf die neuste Kommunikation innerhalb des Unternehmens adaptiert. „Videokonferenzen haben die bisherigen Telefonate abgelöst, eine Entwicklung der Pandemie“, so seine Aussage. Wir gut die Hygienemaßnahmen im Werk Flandersbach greifen, beweist die Anzahl der bisher mit Corona infizierten Mitarbeiter, die noch immer bei null liegt.