Lintorf: Mieterin (89) trotzt Abriss
Der Kampf um die Siedlungshäuschen ist verloren. Bald werden hier moderne Doppelhäuser gebaut. Eine Mieterin bleibt noch wohnen.
Lintorf. Die gerade aufgestellten Baustellenschilder zeigen: Der Kampf um die alten Siedlungshäuser an der Straße Am Löken ist endgültig verloren. Das Ensemble der alten Gebäude wird bald Vergangenheit sein. Noch in diesem Monat rollen die Abrissbagger an.
Doch eines der Häuser ist noch bewohnt. "Ich gehe hier nicht raus, das ist meine erste Wohnung und wird wohl auch meine letzte sein", sagt Wilhelmine Schulz. Die 89-Jährige wohnt seit 65 Jahren in einem der Siedlungshäuschen.
Von einem Abrisstermin habe sie noch nichts gehört. "Man sagte mir aber, dass man mich nicht rauswerfen will." Nachbarn hat sie schon lange keine mehr - sie sind gestorben oder ausgezogen.
"Wir werden noch im November mit den Bauarbeiten beginnen", erklärte Robert Schellenberg von der Bauträgerfirma auf Anfrage der WZ. Anfang 2010 sollen die zehn Doppelhäuser fertig sein. Das Haus der letzten Mieterin werde beim Abriss jetzt aber ausgespart, so Schellenberg.
Um den Erhalt der Häuser hat auch der Verein Lintorfer Heimatfreunde jahrelang erbittert gekämpft. "Es ist eine Schande, dass diese Häuser verschwinden. Ich trauere richtig", sagt Monika Buer. Es wäre wichtig und richtig gewesen, sie zu erhalten.
"Damit geht wieder ein Stück Heimat verloren", ergänzt ihr Mann Manfred, der als Vorsitzender des Vereins alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um die beiden Doppel- und drei Vierfachhäuser zu erhalten. Seit Mitte der 20er-Jahre prägen sie das Dorfbild an dieser Ecke. "So viele Kinder wurden hier geboren und haben in den riesigen Gärten hinter den Häusern gespielt", erinnert sich Monika Buer traurig.
Seit Ende der 90er-Jahre versuchte die Eigentümerin "Rheinisch Heim" (im Besitz der Spee’schen Vermögensverwaltung) die Häuser quitt zu werden und bot den Mietern modernere Wohnungen an. Einige nahmen das Angebot an, andere blieben. Die leer stehenden Wohnungen und Häuser ließ man vergammeln.
"Immer wieder hieß es, die Häuser seien nicht mehr vermittelbar, dabei hatten wir genug Namen und Adressen von Interessenten", erinnert sich Buer. Die verbliebenen Mieter ließ man über die Zukunft der Häuser im Unklaren, Kündigungen gab es aber nicht.
Spät, eigentlich zu spät gründete sich dann eine "Initiative zur Erhaltung der Altbausiedlung Am Löken". Manfred Buer: "Wir haben dann bei der Denkmalbehörde beantragt, das ganze Ensemble unter Schutz zu stellen." Beim Ortstermin sei - trotz vorheriger Zusage - der Verwalter der Spee’schen Immobilien, Dirk Elbers, aber gar nicht erschienen. "Das war ganz schlechter Stil", hat Buer den inzwischen zum Oberbürgermeister Düsseldorfs gewählten Elbers nicht in bester Erinnerung.
Unterstützung aus der Politik habe es kaum gegeben, nur die SPD sei konsequent gegen die Erstellung eines neuen Bebauungsplanes gewesen. Als dann die Denkmalbehörde die Häuserzeile als nicht schutzwürdig eingestuft hat, erteilte die Stadt eine Abrissgenehmigung. Resignation machte sich breit.
In einer Nacht- und Nebelaktion wurde im Juni 2004 in einem der leeren Häuser eine Brandübung der Feuerwehr durchgeführt, die die nicht informierten Nachbarn in Angst und Schrecken versetzte. Danach sorgte der Abrissbagger für die erste und bislang einzige Lücke in der alten Häuserzeile.
Inzwischen wurde die Bebauungsplanung etwas abgespeckt: Statt der ursprünglich geplanten 15 werden nur zehn Doppelhäuser errichtet.