Tedrive-Mitarbeiter spüren: „Wir sind nicht alleine“
Angst, Wut, Zorn und Kampfbereitschaft: Die Belegschaft an der Henry Ford-II-Straße rückt zusammen. Der Betriebsrat dankt den Wülfrathern für ihre Solidarität.
Wülfrath. "Die Stimmung ist mies. Was soll ich sonst sagen." M. schaut skeptisch, zuckt kurz mit den Schultern, grüßt und geht durch das Werkstor an der Henry FordII.-Straße. Und das schon seit jetzt 27Jahren. Erst für Ford. Dann für Visteon. Jetzt für Tedrive. N. ist seit fast drei Jahrzehnten dabei. Ob er seinen Job behält? 280 der 600 Stellen will die Holding bis 2010 abbauen. "Denen sind meine 30 Jahre Zugehörigkeit doch scheißegal." Diese Wut, gepaart mit Zukunftsängsten, aber auch einer Portion Kampfbereitschaft erleben an diesem tristen Montagmittag zum Schichtwechsel Vertreter von SPD und DLW, die ihre Solidarität mit der Belegschaft bekunden.
Und diese Solidarität tut gut. Das sagt Betriebsratsvorsitzender Ahmed Yildiz. "Ich habe am Samstag und Sonntag viele Anrufe von Wülfrather Menschen bekommen. Sie fühlen mit uns. Und wir spüren: Wir sind nicht alleine." Den Partei-Vorsitzenden Wolfgang Preuß und Klaus H. Jann übergibt er T-Shirts. "Wir kämpfen für unsere Zukunft" steht darauf. Zudem hat der elfköpfige Betriebsrat unterschrieben. Für diesen symbolisch Akt hat das Gremium seine Sitzung unterbrochen. "Wir bereiten die Betriebsversammlung und Aktionen vor", so Yildiz. Am Donnerstag wolle er Details nennen.
Das Klima unter den Kollegen skizziert Yildiz als "bedrückt und erdrückend. Aber auch ein bisschen "Jetzt erst recht" ist zu spüren". Andere Betriebsratsmitglieder schimpfen lautstark. "Die Geschäftsleitung will doch keine andere Lösung, will nicht die belegschaft einbinden." Sie wissen auch, dass die dreijährige Vereinbarung, die Entlassungen ausschließt, zum Jahresende ausläuft. "Was unsere Verhandlungsposition nicht stärker macht."
Der harte Kurs der Geschäftsführung stößt auf Unverständnis. Dass unlängst wieder darüber diskutiert wurde, erneut Leiharbeiter zu beschäftigen, passe nicht zur Ankündigung, 280 Stellen abzubauen. Retten was zu retten ist - das ist das Ziel, das die Politiker nennen. Ein "anständiger Sozialplan" wird gefordert. "In Wülfrath muss wieder mehr über Wirtschaftsförderung, mehr über neue Arbeitsplätze gesprochen werden", sagt Peter Zwilling. Und Jann richtet seine Worte "direkt an Euch Kollegen: Wir stehen bis zum Ende an Eurer Seite. Und das Ende wird gut sein". Da lächeln die Betriebsratmitglieder. "Ein schöner Wunsch", sagt einer - und schüttelt den Kopf. "Hier gehen viele Stellen verloren. Und damit basta."