Mariendom in Neviges: Präzisionsarbeit für einen perfekten Klang

In tausenden Einzelteilen ist die Orgel aus Hildesheim in Neviges angeliefert worden. Experten der Firma Seifert aus Kevelaer fügen das komplexe Puzzle nun zusammen.

Neviges. Die großen Metallpfeifen lehnen an der Wand der Empore, die kleinen reihen sich - ordentlich beschriftet - in Transportregalen. Daneben liegen stapelweise Pfeifen aus Mahagoniholz, stehen Seitenteile frei im Raum, ragen Schläuche aus Stücken des Windwerks: In mehreren tausend Einzelteilen ist die neue, gebrauchte Orgel aus Hildesheim in Neviges angeliefert worden.

In den kommenden Monaten werden Experten der Kevelaer Orgelbaufirma Romanus Seifert und Sohn das komplexe Puzzle zusammenfügen und das Instrument für die Wallfahrtskirche ausbauen.

"Eine Orgel zieht man nicht einfach wie ein Klavier von einem Wohnzimmer ins andere um. Sie muss dem Raum angepasst werden - und hier haben wir eine Ausnahmekirche", sagt Orgelbaumeister Franz Peters. Groß ist der Mariendom, viel größer als die Hildesheimer St. Antoniuskirche, für die die Firma Stockmann die Orgel 1976 baute. Damit sie trotzdem den Raum mit ihrem Klang füllt, wird sie ausgebaut.

Den 25 Registern werden vier bis fünf weitere hinzugefügt, um das Tonfundament vor allem in der Tiefe zu verstärken. "Das ist ein naturgegebener Raum für eine Orgel", schwärmt Peters von der Akustik in Gottfried Böhms "Pilgerzelt". Zur Demonstration bläst er in eine Pfeife - und der Ton klingt schwebend zwischen den Betonwänden.

Zunächst erfolgt auf der Empore über dem Eingang der Grundaufbau. Die Orgelteile werden in eine Stahlkonstruktion eingelegt, das Ganze zusätzlich an der Wand verankert. Denn im Endausbau wird die Orgel 9,18Meter hoch, 7,20 Meter breit und drei Meter tief sein und etwa sechs Tonnen wiegen.

Steht das Grundgerüst, wird die Erweiterung im Detail geplant und angefertigt. Und schließlich werden spezialisierte Intonateure noch wochenlang damit zubringen, das Instrument zu stimmen. Von der winzigen Piccoloflöte bis zur großen Basspfeife muss auf Befehl des Organisten alles ein harmonisches Ganzes ergeben.

Der Mariendom werde ein Instrument mit einer "Qualität im oberen Level" bekommen, sagt Franz Peters. Für Wallfahrtsleiter Pater Herbert Schneider ist es schlicht "ein Glücksfall, dass dieses Instrument gekauft werden konnte". Das Erzbistum Köln half den Franziskanern dabei, doch in Neviges muss ein Eigenanteil von mindestens 75 000 Euro aufgebracht werden. Dafür werden Spenden gesammelt.

Pater Herbert geht davon aus, dass zu Beginn der Sommerwallfahrtszeit am 1. Mai 2010 eine festliche Orgeleinweihung stattfinden kann. In einem zweiten Bauabschnitt soll in der Nähe des Altarraums, wo die heutige elektrische Orgel steht, ein zweiter Spieltisch aufgebaut werden. So kann der Organist beispielsweise bei einem Chorkonzert in nahem Kontakt zu den Sängern sein.