Mehr Arbeit für die Feuerwehr

Die Statistik der Einsätze im Jahr 2010 befeuert die Diskussion um die Belastung der ehrenamtlichen Kräfte.

Wülfrath. Im Sinkflug nähert sich die Kamera immer weiter der Erde, taucht ein in die Atmosphäre und landet schließlich in Wülfrath, wo gerade ein Feuerwehrwagen mit Blaulicht und Sirene vom Hof der Feuerwache auf die Wilhelmstraße abbiegt. Im Sekundentakt folgen Bilder von Autounfällen, Hausbränden und Einsätzen der Rettungshubschrauber.

Der Jahresrückblick, den die Freiwillige Feuerwehr bei ihrem Neujahrsempfang zeigte, glich fast schon einem Katastrophenfilm von Roland Emmerich. Und auch die Einsatzstatistik zeigt, dass das vergangene Jahr alles andere als ruhig verlief: Mehr Brände, mehr Hilfeleistungen, mehr Umweltschutzeinsätze — so lässt sich das Jahr 2010 zusammenfassen. 94 Mal musste die Feuerwehr zu Bränden ausrücken. „Das ist ein Zuwachs von knapp 33 Prozent im Vergleich zum Jahr 2009“, sagte René Rahner, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr. Nie gab es in den letzten zehn Jahren mehr Brände in Wülfrath.

Bei technischen Hilfeleistungen, etwa bei Verkehrsunfällen oder wegen Sturmschäden, stieg die Zahl von 319 Einsätzen 2009 auf 327 Einsätze in 2010. Auch GSG-Einsätze (Gefährliche Stoffe und Güter, beispielsweise Ölschaden oder Gasgeruch) stiegen von 68 auf 73. Insgesamt 494 Mal rückte die Feuerwehr damit aus.

„Der Klimawandel hat bei uns Einzug gehalten“, sagte Rahner und verwies dabei auf die Wetterextreme der letzten zwölf Monate: Schnee, Eis und Sturm hielten die Feuerwehr oft tagelang auf Trab. „Während des Schneechaos haben wir eine Bereitschaft von 18 Mann auf der Wache eingerichtet, um bei einer Alarmierung schnelle Hilfe leisten zu können“, sagte Rahner. So rückte man unter anderem aus, als das Dach der Wasserwelt unter den Schneemassen zusammenzubrechen drohte.

Auch Bürgermeisterin Claudia Panke weiß, was sie an der Wülfrather Feuerwehr hat. „Sie haben sich manchen freien Abend und manche Nacht um die Ohren geschlagen“, sagte sie zu den vielen Mitgliedern der Feuerwehr, die zum Neujahrsempfang in die Feuerwache gekommen waren, und lobte: „Ihr Einsatz gibt mir ein beruhigendes Gefühl.“

Der Einsatz der Ehrenamtler ist in der Tat enorm: Insgesamt 24 460 Stunden ihrer Freizeit opferten die Feuerwehrleute, um Einsätze zu leisten, an Übungen und Lehrgängen teilzunehmen oder die Geräte zu warten. „Das macht pro aktivem Feuerwehrmann 223 Stunden“, verdeutlichte René Rahner: „Dafür wären, ausgehend von einer 40 Stunden-Woche, pro Jahr 14,8 Mitarbeiter nötig.“ Die Stadt Wülfrath spare durch die Freiwillige Feuerwehr eine Menge Geld, sagte Rahner.

Und man habe auch an anderer Stelle bewiesen, dass man sparen könne: Bei der Erneuerung des Fahrzeugparks mussten durch ein geändertes Konzept nur noch zwei statt vier Löschgruppenfahrzeuge angeschafft werden. „Dadurch konnte rund 600 000 Euro Anschaffungskosten plus Unterhaltskosten eingespart werden“, sagte der Rahner. Und die Feuerwehr ist damit auch im nächsten Jahr wieder bestens gerüstet, wenn es irgendwo in Wülfrath brennt und der Alarm losgeht.