Mein Ratingen - von Rolf Steuve, Schuldezernent: „Der Westfale hält, was der Rheinländer verspricht“

Rolf Steuwe ist Ratingens Dezernent für Schule, Sport und Soziales. Er ist Vorsitzender des Stadtverbandes der CDU. Und er ist bekennender Wahl-Ratinger.

Ratingen. Das passt. Der Mann mit dem graumelierten Haar, dem sorgfältig gestutzten Oberlippenbart, dem feinen Zwirn und den geschliffenen Manieren erweckt auf den ersten Blick den Eindruck, die schönen Dinge des Lebens schätzen zu können.

Deshalb ist er gern auf diesem Platz, wenn sich die Sonne an einem lauen Sommerabend nur noch halb am Horizont sehen lässt, wenn fröhliche Menschen die Stadt bevölkern und dem historischen Ambiente mediterranes Flair verleihen. In solchen Momenten gehört Rolf Steuwe auf Ratingens Marktplatz. Und in solchen Momenten ist er auch da. "Wenn die Zeit es zulässt", schränkt der Wahl-Ratinger ein. Allzu oft ist das nicht der Fall.

Denn ein Dezernent für Soziales, Schule und Sport ist ein gefragter Mann. Und wenn dieser Mann dann auch noch Vorsitzender des Stadtverbandes der CDU ist, reichen 24 Stunden am Tag nicht immer aus. Zumal Rolf Steuwe verheiratet ist und zwei Töchter im Alter von 19und 23 Jahren hat. Die Damen Steuwe mögen geduldig sein. Aber auch Geduld hat Grenzen.

Also ist einer der Spitzenmanager im Rathaus selten an seinem Ratinger Lieblingsfleckchen, auf dem Marktplatz also, anzutreffen. Dabei genießt Steuwe dieses Stück Wahlheimat sehr. Das könnte mit seiner Geschichte zusammenhängen.

Mit der Vorliebe Steuwes für den Ratinger Marktplatz hat das wahrscheinlich aber weniger zu tun. Die liegt wohl eher in den Jahren begründet, die er als Student und Referendar in Münster verbrachte. Nicht zuletzt Straßencafés und Kneipen bestimmen das Wesen dieser weltberühmten Universitätsstadt. Das junge Ehepaar Steuwe hat sich dort wohl gefühlt.

Der Beigeordnete vermisst Münster immer noch ein wenig. Aber Heimweh hat er nicht. Seine Heimat ist Ratingen. Hier steht das Haus, das er größtenteils mit eigenen Händen ausgebaut hat. Sein Zuhause ist das Rheinland, dessen Frohsinn der Westfale so sehr mag. Mögen die Mentalitäten auch noch so unterschiedlich sein. "Der Westfale hält, was der Rheinländer verspricht", witzelt Steuwe.

Vielleicht ist ein bisschen Wahrheit daran. Vielleicht braucht rheinische Leichtigkeit westfälische Erdung. Auf jeden Fall passt beides zu Steuwe. Sonst könnte er sich in Ratingen schließlich nicht so wohlfühlen.

Der Beruf verschlug ihn 1984 nach Ratingen. Damals machte ein Einstellungsstopp seinem Traum ein Ende. "Ich wäre mit Leib und Seele Lehrer geworden", sagt Steuwe heute noch. Sport und Erdkunde sollten es sein.. Statt dessen wurde es eine Karriere beim Philologenverband, dessen Landesgeschäftsführer er war, bis ihn die Politik und schließlich das Rathaus riefen.

Nun ist er 52 und Wahlbeamter. Sein Mandat gilt noch bis 2011. Dann muss er wieder gewählt werden. "Ein bisschen Risiko ist immer dabei", sagt Steuwe. Aber er ist keiner, der das Risiko nicht zu kalkulieren wüsste. Außerdem genießt er über alle Parteigrenzen hinweg Respekt. "Ich mache hier Verwaltungsarbeit, keine Politik", sagt er.

Vieles spricht dafür, dass Steuwe dem Rathaus auch über 2011 hinaus erhalten bleibt. Ihm wäre das sehr Recht. "Ratingen ist mir ans Herz gewachsen. Ich bin froh, dass wir in so einer blühenden Stadt leben."