Mit Karacho durch die Kurve

56 Fahrer stürzten sich beim vierten Renntag des CVJM auf ihren Plastikautos den Wimmersberg hinunter.

Tönisheide. Wagemutig stürzen sich die drei Bobbycar-Piloten die Rampe hinab, sausen auf ihren Plastikkisten die Wimmersberger Straße ins Tal. Die Räder rumpeln auf dem Asphalt, aus dem Garten der Familie Hörter werden die Fahrer angefeuert.

Die Hörters haben beim vierten Bobbycar-Rennen des CVJM Tönisheide zweifellos den besten Platz: Nach den ersten beiden Linkskurven brettert das Feld an ihrem Vorgarten vorbei, nimmt die steile Spitzkehre, um dann in einer langgezogenen Kurve Richtung "Kleine Schweiz" zu entschwinden.

"VIP-Lounge" hat die Familie die mit Verwandten und Freunden besetzten Logenplätze im Vorgarten gekennzeichnet, außerdem ziert ein großes, weißes Bettlaken mit dem Schriftzug "Hörter-Gerade" den Gartenzaun.

Mit 56 Startern ist das Teilnehmerfeld am Sonntag sogar noch einmal um 13 gegenüber 2007 gewachsen, der Rekord von 800 Zuschauern im vergangenen Jahr wird allerdings nicht wieder erreicht: "Wir haben aber auch starke Konkurrenz", meint CVJM-Vorsitzender Detlev Messerschmidt mit Blick auf zahlreiche andere Veranstaltungen in Velbert und Wülfrath.

Zudem fällt der Rennsonntag in diesem Jahr um einiges kürzer aus: Qualifizierten sich bisher immer zwei Fahrer aus jeder gestarteten Dreiergruppe für den nächsten Durchgang, ist in diesem Jahr nur der Erstplatzierte weiter.

Angesichts der unsicheren Wettervorhersage für den Nachmittag will man sichergehen, dass das Rennen nicht wegen Regens abgebrochen werden muss, so Messerschmidt. Bis auf ein paar Tropfen während der Siegerehrung bleibt es aber trocken.

Und auch mit dem geänderten Modus bleibt es bis zum Schluss spannend. Dafür sorgt nicht zuletzt die anspruchsvolle, kurvenreiche Strecke. Besonders in der Spitzkehre kämpft mancher Fahrer schwer mit den Gesetzen der Physik.

Für die fünf Helfer vom Deutschen Roten Kreuz, die den Sanitätsdienst übernommen haben, gibt es aber zum Glück nicht viel zu tun. Zwei Kratzer verarztet, lautet am Ende die Bilanz.

Auch die für diesen Zweck niemals gedachten Plastikrenner überstehen die Tortur von Spitzengeschwindigkeiten über 60 Kilometer pro Stunde erstaunlich gut. Es sind wieder die tollsten Kreationen am Start: Vorgeschrieben ist lediglich das Original-Chassis des BIG-Bobby-Cars, Achsen, Lenkung und Sitz können frei gestaltet werden.

Da wird einiger Aufwand getrieben, wie Uwe Stellmacher erläutert: Gemeinsam mit Arbeitskollege Michael Kaiser hat der 42-Jährige "Stelli 3" für Sohn Marc konstruiert. In rund hundert Stunden wurden gefederte Achsen mit richtigen Achsschenkeln wie beim Auto, ein handgeschnitztes Holzlenkrad und kugelgelagerte Reifen an die Plastikkiste gebaut.

Der Aufwand hat sich gelohnt, wie das Endergebnis zeigt: Marc Stellmacher holt nicht nur den Sieg in der Altersgruppe der 14- bis 18-Jährigen, sondern im Finallauf der Altersgruppengewinner nach 2005 auch zum zweiten Mal den Gesamtsieg. Bruder Tim und Vater Uwe können mit den Vorjahresmodellen schon keinen Podestplatz mehr erreichen.

Jonas Wiehoff, der die Rennen der beiden letzten Jahre für sich entschied, kann dieses Mal aus beruflichen Gründen nicht antreten, wird aber würdig vertreten: Cousine Julia Eckgold fuhr auf Wiehoffs Bobbycar den Sieg in der Altersklasse der Zehn- bis 13-Jährigen ein.