Neujahrskonzert: Nachwuchs und Routiniers begeistern im Ludowigs-Haus
Beim Neujahrskonzert treten die Musiker vor vollen Rängen auf.
Wülfrath. Den besten Platz hatte sich Organisator Karl-Heinz Nacke gesichert. Der saß nämlich hinter seinem Pult am Bühnenrand. Und dort musste er sitzen, schließlich moderierte er den Nachmittag. Aber auch der Rest des Publikums — zum Termin war das Paul-Ludowigs-Haus bis auf den letzten Platz ausverkauft — hatte freien Blick auf die vielen musikalischen Gäste. Erstmalig war nämlich die Mehrzweckhalle in der Breitseite bestuhlt worden.
Üblicherweise befindet sich die Bühne vor Kopf und im langen, schmalen Schlauch reihen sich die Plätze nach hinten. Das aber war die einzige Neuerung. Wie bereits bei den unzähligen von Karl-Heinz Nacke organisierten Neujahrskonzerten zuvor, hatte sich eine Handvoll berühmter oder sich auf dem Sprunge zur Berühmtheit befindender Opernstimmen eingefunden. Und wie immer wurden sie von Stephen Harrison am Klavier begleitet. So zum Beispiel Thomas Laske.
Der Bariton ist eine der Säulen der Veranstaltung, weil „gefühlt schon immer dabei und immer wieder gut“, wie sich Zuhörer Klaus-Peter Fischer in der Pause begeisterte. Von einer Arie aus Giuseppe Verdis „La Traviata“ über die „Barbier“-Arie aus Gioachino Rossinis gleichnamigen „Barbier von Sevilla“ reichte das Repertoire, mit dem der gebürtige Stuttgarter, der lange zum Ensemble der Wuppertaler Bühnen zählte, sein Publikum begeisterte. Das applaudierte frenetisch. Nicht nur nach seinen Beiträgen, sondern ebenso nach den von Annette Luig mit Andrzej Lampert vorgetragenem Duett aus „La Traviata“, Inga-Britts Andersssons Interpretation des Liedes „Come scoglio“ aus Wolfgang Amadeus Mozarts „Cosi fan tutte“ oder Victoria Safronovas Arie aus „Cavalleria rusticana“.
Ganz besonders gefiel der als Riesentalent gehandelte Andrzej Lampert. Der polnische Tenor, Jahrgang 1981, hatte 15 Jahre lang Jazz- und Popmusik gemacht, ehe er vor zwei Jahren Gefallen an der klassischen Oper fand. Und so ließ er die Sterne leuchten — mit der von Puccini komponierten „Tosca“-Arie „E lucevan le stelle“.
Und selbstverständlich bevölkerten nicht bloß die bereits renommierten Interpreten die Bühne. Stephen Harrison, sonst bei allen tadelloser Begleiter, räumte seinen Klavierstuhl dann für Alexander Brzoska. Der Heiligenhauser wollte eigentlich Klarinette spielen. Da ihn aber seine Partnerin versetzt hatte, nahm der 13-Jährige selbst vor den Tasten platz. Zu Gehör brachte er Franz Liszts „Gnomenreigen“ in hervorragender Weise.
Dass die Musikalität offensichtlich in der Familie liegt, bewies anschließend sein älterer Bruder Johannes. Der spielte auf einer 1682 gebauten Geige eine Konzert-Polonaise.
Im kommenden Jahr soll es wieder ein Neujahrskonzert geben. In bewährter Art. Angekündigt ist allerdings eine weitere Veränderung: nummerierte Plätze.