Neviges: Geschichte - Wallfahrt brachte die Wende
Die Franziskaner hatten Startschwierigkeiten, als sie 1676 in Neviges ankamen. Da 1935 340 000 Wallfahrer nach Neviges kamen, schloss die Naziherrschaft das Kloster nicht.
<strong>Velbert-Neviges. Neviges, der größte Wallfahrtsort nördlich der Alpen, der Maria als unbefleckt Empfangene verehrt, wird von Protestanten dominiert. Doch das Nebeneinander ist friedlich, die Ökumene Katholiken wie Protestanten ein Anliegen. Das war schon vor mehr als 300 Jahren so, als der Franziskanerorden 1675 nach Neviges berufen wurde. Die etwa 20 Katholiken dort bildeten eine deutliche Minderheit. Doch es war von jeher Anliegen der Franziskaner, auch den Andersgläubigen Bruderliebe zukommen zu lassen. Immer wenn der Fortbestand des Klosters Neviges gefährdet war, standen die Protestanten den Franziskanern mit Bittschreiben an die Regierung zur Seite.
Aller Anfang ist schwer: Gerne kamen die Ordensleute nicht nach Neviges
"Dennoch hatte der Orden in Neviges erst einen schweren Stand", sagt Lokalhistoriker Gerd Haun, der die Geschichte der Franziskaner vor Ort aufgearbeitet hat. Der römisch-katholische Glauben sollte erneut verbreitet werden. Gern seien die Ordensleute vom Zentralkloster in Wipperfürth auf Geheiß der katholischen Freifrau Anna von Asbeck und ihrer Tochter Isabella von Bernsau nicht ins Niederbergische gekommen. Entsprechend schwerfällig ging auch der Bau des Klosters voran.Die Herrschaft Wilhelm von Bernsau war im 16. Jahrhundert zum reformierten Bekenntnis übergetreten. Die Bergische Synode hatte 1589 im Nevigeser Pfarrhaus stattgefunden. Ein einziger Hof stand unter katholischer Herrschaft.
Erst die Wallfahrt brachte die Wende. Der Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg, von tödlicher Krankheit genesen, unternahm die erste Dankwallfahrt nach Neviges. Der Bergische Landesherr Jan Wellem folgte nach und gewährte den Franziskanern persönlichen Schutz und für alle Zeiten den Besitz und Kloster und Kirche.
"Die Franziskaner haben nicht nur ein hohes Verdienst um die Erneuerung des katholischen Glaubens im niederbergischen Raum, sondern haben an den Menschen soziale Dienste in der Schulbildung und Krankenpflege geleistet", so Gerd Haun. "Dank ihrer eigentümlichen Armutshaltung sind sie mobiler als alle anderen sozialen Gebilde. Das heißt, sie sind näher am Menschen, an seinen persönlichen Problemen und Leiden."