Neviges: „Pilgern liegt wieder imTrend“

Rund 250 000 Besucher werden in der Sommerwallfahrtszeit,die am Samstag beginnt, in Neviges erwartet.

Neviges. Nils Juchner, Geschäftsführer der Velbert Marketing Gesellschaft (VMG), greift in diesen Tagen noch häufiger zum Telefon als sonst. Er wird nach dem Beginn der Sommerwallfahrt in Neviges gefragt, wann die großen Wallfahrten stattfinden, wo die Besucher übernachten, essen und einkaufen können. "Die Wallfahrt in Neviges ist ein wichtiges Standbein für Velbert", sagt Juchner.

Für Wallfahrtsleiter Pater Herbert Schneider läuft die Vorbereitung für den Wallfahrtsbeginn ebenfalls auf Hochtouren. 250 000 Pilger kamen im vergangenen Jahr - das will organisiert sein. Und 2010 werden es keineswegs weniger Gläubige und Besucher, ist sich Pater Herbert sicher. "Zur Eröffnung der Sommerwallfahrt muss alles stimmen", sagt er.

Wenn der Essener Weihbischof Franz Vorrath am Samstag um 10 Uhr die Messe feiert, muss vorher geklärt werden, ob der hohe Würdenträger nicht nur zum Gnadenbild der Gottesmutter Maria ziehen wird, sondern auch zur Reliquie des seligen Duns Scotus. Stehen alle Lektoren und Messdiener zum hohen Festtag "Gewehr bei Fuß"? Liegen die Faltzettel mit Liedern und Gebeten zur Messe aus? Ist das gerade neu erschienene Heft "Kunstführung durch die Wallfahrtskirche" in ausreichender Zahl am Schriftenstand vorhanden? Viele Details sind zu kontrollieren.

Auch der Wallfahrtsleiter hat beobachtet, dass immer mehr Besucher in die Wallfahrtskirche kommen. Dabei sei nicht immer klar zu erkennen, ob es sich um Touristen oder Pilger handelt: "Die Unterschiede sind fließend", sagt Pater Herbert Schneider. Die Teilnehmerin an einer Domführung habe ihm einmal gesagt: "Ich bin Touristin, aber ich bete auch, was bin ich denn dann?" Papst Benedikt habe dazu klare Worte gefunden: "Der Tourist ist der weltliche Bruder des Pilgers", zitiert der Franziskaner den heiligen Vater.

"Das Pilgern liegt wieder im Trend", bestätigt VMG-Geschäftsführer. Und dabei sind es keinesfalls nur Katholiken, die sich auf den Weg machen. "Es kommen auch viele evangelische Gruppen", sagt Pater Schneider. Zudem ziehe es vermehrt Einzelpilger nach Neviges. Sie suchen einen Ruhepol im hektischen Alltag. Oder Entlastung bei persönlichen Problemen: "Sie bitten uns, eine Kerze oder den Rosenkranz zu segnen. Die meisten haben aber noch mehr auf dem Herzen, möchten eigentlich das Gespräch", berichtet er aus seiner Erfahrung. Um auf diese Menschen eingehen zu können, wünscht er sich noch ein geeignetes Zimmer.

Im Jahr 2008, als der Dom sein 40-jähriges Bestehens feierte, kamen laut Nils Juchner rund 300000 Besucher in den Wallfahrtsort. Velbert Marketing unterstützt die Franziskaner, etwa bei der Kroatenwallfahrt am Pfingstmontag, zu der zigtausende Gläubige aus ganz NRW nach Neviges reisen. Die VMG lenkt die Verkehrsströme. "Wir wollen zudem erreichen, dass die Besucher nach dem Gang zum Gnadenbild noch den Weg in die Nevigeser Innenstadt finden", sagt Juchner. Im Servicebüro an der Elberfelder Straße und bei der Tourist-Info in Velbert liegt Info-Material über Gaststätten, Hotels und Privatzimmer in der Umgebung bereit. Velbert Marketing will außerdem Konzepte entwickeln, um "spezielle Reisegruppen anzulocken", so Nils Juchner - beispielsweise Fahrradfahrer, die ihre Räder dann in Neviges segnen lassen. "Da gibt es noch viele Möglichkeiten."