Wülfrath: Thomas Gerhold ist zurück
Musik: Nach der erzwungenen Auszeit brennt der Kirchenmusiker auf neue Projekte. Als erstes gestaltet er mit der Kantorei „Eine Nacht für meine Liebe“ in der Stadtkirche.
Wülfrath. Er strotzt vor Kraft und Tatendrang. "Ja, ich brenne darauf, wieder etwas zu machen", sagt Thomas Gerhold, der Kirchenmusiker der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde. Die Krankheit ist überstanden, "aber ich habe sehr wohl im Hinterkopf, mich nicht zu verzetteln". So konzentriert er sich auf einige, wenige Projekte. Die aber haben es in sich. Schon im Mai lockt Gerhold mit einer bemerkenswerten Veranstaltung, mit der die Stadtkirche einmal ganz anders erlebt werden soll: "Eine Nacht für meine Liebe". Und im kommenden Jahr will er Orffs "Carmina Burana" auf die Bühne der Stadthalle bringen.
Größer denn je: Sein Chor, "Die Kantorei", zählt inzwischen 74Mitglieder. "Die Altersstruktur ist besonders: 13 bis 89 Jahre", betont er. Damit lasse sich eine breite Bandbreite an Musikstilen abbilden. Auch das soll in der "Liebes-Nacht" am Freitag, 28.Mai, deutlich werden. Er räumt ein, "dass es schon noch einen Mangel ein Männerstimmen gibt". Den 30 Damen im Sopran stehen zehn Herren im Tenor entgegen. Gerade mit Blick auf das Vorhaben 2011 müsse da nachgesteuert werden.
Die "Nacht für meine Liebe", versteht Gerhold als multimediales und meditatives Ereignis. "Die Kirche wird zum Erlebnistraum mit verschiedenen Stationen", kündigt er an. Diese befassen sich mit unterschiedlichen Themen rund um die Liebe: "Sich neu verlieben" oder "Ich habe eine Liebe verloren" sind beispielsweise zwei Überschriften. Dazu liegen Texte oder Gedichte aus, die man mitnehmen kann. "Vielleicht schreibt auch jemand an diesem Abend einfach mal wieder einen Liebesbrief", hofft Gerhold, dass die Besucher durch eine besondere Atmosphäre auch Licht, Synthesizer-Klängen und Video-Installationen inspiriert werden. "Die Leute können mitmachen, die Stationen verfolgen, sich aber auch einfach zurücklehnen und innehalten", so Gerhold.
Eingangs der Veranstaltung gibt es eine Andacht, an der alle Pfarrer der Kirchengemeinde mitwirken. Zum Abschluss tritt Die Kantorei mit Liebesliedern aus mehreren Jahrhunderten auf. Stücke von Carl Orff sind ebenso zu hören, wie Songs von Simon&Garfunkel und Sting. Und was ist sein Lieblingsliebeslied? Gerhold schmunzelt: "Die Lieder, die wir aufführen, zählen alle dazu. Aktuell steht aber ,Wir hatten eine schöne Zeit’ von den Wise Guys ganz oben."
Musiker aus Chile und Spanien sowie der Tenor Nathan Northrup unterstützen Gerhold und "Die Kantorei" in der diesjährigen Adventskammer zum Herzog-Wilhelm-Markt am 2. Adventswochenende. Mit der "Misa Criolla" soll eine lateinamerikanische Weihnacht rhythmisch zelebriert werden - klingt vielversprechend.
2011 will er sich ganz der "Carmina Burana" verschreiben. "Das gehe ich ganz straff an, als ein Sechs-Monats-Projekt", sagt Gerhold. "Die Kantorei" soll dafür zu einem 100-köpfigen Chor aufgestockt werden. "Da gibt es schon Anfragen aus ganz Niederberg", freut sich Gerhold auf eine Kooperation mit dem Sinfonie-Orchester Niederberg, das wiederum mit weiteren Musikern auf 80 Personen - darunter sieben Schlagzeuger - anwachsen wird. Aufgeführt werden soll das Spektakel in der Stadthalle. "Da stimmt die Bühne, da stimmt die Akustik." Und so beobachtet Thomas Gerhold sehr genau die laufende Diskussion um die Zukunft des Musentempels. Gerhold: "Ich bleibe da aber Optimist."