Nevigeser Innenstadt: Zerfall eines großen Konzepts

Im Bezirksausschuss stellt die Verwaltung weitere Vorhaben für die Nevigeser Innenstadt in Frage.

Neviges. Die Umsetzung eines Konzepts für die Innenstadtentwicklung Neviges scheint nach der Sitzung des Bezirksausschusses eher weiter in die Ferne zu rücken, als näher zu kommen. Sieht man von der bevorstehenden Aufstellung der Leitelemente der Pilgerachse ab, konnte die Verwaltung der Politik keine wesentlichen Fortschritte vorstellen.

Nicht nur dass die Förderung einer Reihe von Vorhaben in dem für Neviges entworfenen Handlungskonzept durch Mittel aus dem Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ in weite Ferne gerückt sind, weil die Bezirksregierung das Projekt in Priorität B eingestuft hat. Auch von den Planungen zum Quartier um das David-Peters-Haus ist nicht viel übrig geblieben.

Im Dezember 2008 war ein ambitioniertes Konzept für das rund 5000 Quadratmeter große, von Wilhelmstraße, Im Koven, Tönisheider Straße und Am Stadtgarten begrenzte Areal vorgestellt worden. Im Januar 2009 wurde sogar die Aufstellung eines Bebauungsplans beschlossen. Ein innenstadtnahes Wohnquartier mit Schwerpunkt „altengerechtes Wohnen“ sollte entstehen und ergänzend Handel und Dienstleister angesiedelt werden.

Doch dieses Konzept sei kaum realisierbar, musste die Verwaltung nun einräumen: So stehe dem Abriss der ehemaligen Feuerwache der Denkmalschutz im Wege. Dann das Gebäude Wilhelmstraße 18: Für die Arbeiterwohlfahrt, die die Räume umfangreich saniert und umgebaut hat und dort einen Seniorentreff betreibt, sowie für das DRK im Obergeschoss müssten neue Standorte gefunden werden. Die Dächer der Garagen neben dem Haus dienen als öffentliche Parkplätze. Eine Aufgabe dieser Stellflächen, sowie der an der Tönisheider Straße und vor dem David-Peters-Haus würde die Parkraumnot an dieser Stelle verschärfen.

Das Gebäude Am Stadtgarten 4 mit der Polizei im Erdgeschoss und Mietwohnungen darüber könnte nur mit Zustimmung des Eigentümers überplant werden. Nur mit erheblichem Aufwand zu verlagern sei außerdem die Trafo- und Gasreglerstation der Stadtwerke an der Tönisheider Straße. Das David-Peters-Haus beherbergt zurzeit Musik- und Kunstschule sowie die Volkshochschule, deren Umzug ins alte Rathaus mangels Geld für den Umbau nicht absehbar ist.

Alternativ schlägt die Verwaltung drei deutlich abgespeckte Bebauungsvarianten vor, die alle den Erhalt des David-Peters-Hauses, der Feuerwache, der Versorgungsstation und — ganz oder zum Teil — der Stellflächen beinhalten. Umgestaltet würde nur die westliche Hälfte des Areals.

Dass die 2008 vorgestellten Pläne nun nicht umsetzbar sein sollen, brachte einige Ausschussmitglieder auf die Palme: „Die Gründe dafür waren doch schon vor drei Jahren vorhanden“, schimpfte Michael Pannen (Die Grünen). Drastische Worte fand August-Friedrich Tonscheid in Richtung Bürgermeister Stefan Freitag. Er sei mit dem Projekt „als Tiger gestartet und als Bettvorleger gelandet“, ätzte der Vorsitzende von Velbert Anders.