Nevigeser Stadthalle steht vor dem Abriss

Das LVR-Amt hat in dem Kampf um das denkmalgeschützte Gebäude resigniert. Die Verantwortung liegt nun bei der Stadt Velbert. Von einem Ministerentscheid in dieser Sache sieht die Landesbehörde ab.

Foto: Simone Bahrmann

Neviges. Lange haben sich die Denkmalschützer des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) gegen den Abriss der Stadthalle Neviges gewehrt, doch nun scheint das Schicksal des 1926 eröffneten Gebäudes besiegelt. „Unser Werben wurde nicht gehört“, sagt Claudia Euskirchen, Leiterin der Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege beim LVR-Amt. „Wir sind fertig und klinken uns aus.“ Die Entscheidung über den Abriss der Stadthalle liege nun allein bei der Unteren Denkmalbehörde — also der Stadt Velbert.

Welche Pläne diese für die seit 2012 geschlossene Immobilie hat, ist bekannt. Bei einer Begehung mit der WZ sagte Manuel Villanueva-Schmidt, Leiter der Abteilung Planen und Bauen, dass es mindestens 1,5 Millionen Euro kosten würde, die Halle wieder vorzeigbar zu machen und konkrete Investoren weit und breit nicht zu finden seien. Der Abriss sollte bereits Anfang 2015 erfolgen, jedoch verlangte das LVR-Amt immer wieder den Nachweis dafür, dass die Stadt alles in ihrer Macht stehende getan hat, um die Immobilie durch eine Vermarktung zu retten — und vor allem das Haus auch für einen möglichen Verkauf in Schuss zu halten.

Bis heute sieht das LVR-Amt das nicht als erwiesen an, zieht sich aber trotzdem heraus, nachdem der Kreis Mettmann als Aufsichtsbehörde in einem Statement für den Abriss der Stadthalle plädiert hat. Ein Machtmittel hätten die Denkmalschützer noch gehabt, um den Konflikt von höchster Instanz aufzulösen: den sogenannten Ministeranruf. Doch Claudia Euskirchen sagt: „Wir rufen in diesem Fall den Minister nicht an, weil wir es für nicht zielführend halten.“

Einen Kommentar zur Zukunft des Gebäudes wollte die Stadt gestern noch nicht abgeben. Allerdings kündigte Sprecher Hans-Joachim Blissenbach an, dass Bürgermeister Dirk Lukrafka in der heutigen Ratssitzung eine Aussage zur Zukunft der Stadthalle treffen wird. Dann wird sich auch klären, ob die Stadt weiterhin den Plan verfolgt, einen Parkplatz an der Wilhelmstraße zu errichten.

Lokalhistoriker Gerd Haun ist von dem Ausgang des Verfahrens enttäuscht. Er stellt fest: „Ich hatte das schon so befürchtet, weil ich weiß, dass Denkmalbehörden nicht so eine Durchschlagskraft haben.“ Haun sieht Parallelen zwischen der Stadthalle und dem Historischen Bürgerhaus Langenberg. Das Nevigeser Haus sei ein Zeugnis des Baustils vor dem Zweiten Weltkrieg, das Langenberger Haus zeige, wie nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurde. „In dem einen Fall wird argumentiert, dass eine Million Euro zu viel Geld ist“, so Haun, „in dem anderen Fall nimmt die Stadt gleich mehrere Millionen Euro in die Hand.“