Postkarte mit bewegter Geschichte

Der Philokartist Günther Klebes aus Erlangen hat eine besondere Karte mit Nevigeser Motiv in seiner Sammlung.

Foto: P. Kick

Neviges/Erlangen. Im Zeitalter der sozialen Medien, von E-Mails und MMS-Nachrichten scheint die gute alte Postkarte nur noch etwas für Traditionalisten zu sein. Oder für Sammler wie Günther Klebes. Der 67-jährige Franke liebt alte Postkarten, genauer solche mit eisenbahnhistorischen Motiven aus dem deutschsprachigen Raum. Seine jüngste Errungenschaft ist eine Ansichtskarte aus Velbert. Sie zeigt das Eulenbachviadukt, besser bekannt als „Saubrücke“. Und dieses Stückchen Fotopapier, das 1954 in Tönisheide an eine Anschrift im vogtländischen Pausa aufgegeben wurde, hat eine bewegte Geschichte.

Foto: Sammlung Günther Klebes

„Ich bin bei einer luxemburgischen Internet-Auktion auf die Karte gestoßen und habe mir gesagt: ,So ein schönes Viadukt, die muss ich haben’“, sagt der ehemalige Zahntechniker, der in Erlangen zu Hause ist. Postkarten, die die Müngstener Brücke oder Schwebe-, Straßen- und Dampflokbahn auf der Fahrt durch Wuppertal zeigen, gehören schon länger zu seiner rund 600 Exponate umfassenden Sammlung. Aber die Niederbergbahn war ihm fürs Sammelgebiet Bergisches Land bis dato gänzlich fremd.

„Erstaunlich fand ich auch, dass der Anbieter eine Adresse in Kanada hatte“, erklärt Klebes. Weil er der einzige Bieter war, konnte er die Wunschkarte auch noch zum Schnäppchenpreis von gerade einmal 1,50 Euro erwerben. „Das ist eigentlich viel zu billig“, kommentiert das der Käufer. Normalerweise wäre er bereit gewesen, dafür bis zu fünf Euro auszugeben. Es gebe aber auch Philokartisten, die einen dreistelligen Betrag für eine Ansichtskarte hinblättern würden. „Aber dann müssen die Karten viel älter und auch bunt, handkoloriert sein“, erklärt der Experte.

Wie das gute Stück von Sachsen oder anderswo über den großen Teich nach Kanada gekommen ist, darüber kann der Sammler nur spekulieren. „Ob dahinter eine Auswanderung steht, oder einfach ein Bündel alter Postkarten nach einer Haushaltsauflösung an einen Händler veräußert wurde, der die Karten über das Internet weitervermarktet, weiß ich nicht“, sagt Klebes.

Für ihn verrät auch die Brückenkarte selber kaum etwas über ihren Velberter Ursprung. „Der Stempel des Postamtes Tönisheide vom 13. August 1954 ist deutlich lesbar. Die mit Bleistift geschriebenen Zeilen sind dagegen sehr verblichen, selbst unter der Lupe nicht mehr zu entziffern“, versichert der Franke.

So erscheint es auch sehr fraglich, ob sich noch Nevigeser finden, die den genauen Weg dieser Karte klären können. Aber für den Eisenbahnfan zählt eh nur die Vorderseite, zumal längst keine Züge mehr über die Niederbergbahn rollen, sondern heute Radler und Skater auf dem Panoramaradweg.

Bei den Postkarten lässt es Eisenbahnfan Klebes nicht bewenden. „Zu meiner Sammlung gehören auch 1000 Briefmarken mit deutschen Lokomotiven, die auch schon mal aus Paraguay stammen können, und rund 180 Modelle der Spur H 0“, erklärt er. Gut möglich das die Velberter Karte bei einer seiner nächsten Ausstellungen oder auf einer Börse zu sehen sein wird. Weiterverkaufen wird Klebes sie jedoch nicht. „Davon besitze ich ja nur die eine“, sagt er.