Radsport auf Talfahrt: Velbert verzichtet auf die Meisterschaft

Keine Geldgeber, kein Imagegewinn, hohe Kosten: Stadt zieht Bewerbung für Wettkampf der Radprofis zurück.

Velbert. Velbert zieht seine Bewerbung um die Ausrichtung der Deutschen Meisterschaft im Einer-Straßenrennen für das Jahr 2010 zurück. Das beschloss jetzt einstimmig, wenn auch bedauernd, der Sportausschuss. Offene Kosten von rund 250 000 Euro und nicht zuletzt der schwere Imageverlust, den der Radsport durch fortgesetzte Dopingenthüllungen erlitten hat, veranlassten das Gremium zu diesem Votum.

Nach der Ausrichtung des Profi-Rennens vor einem Jahr und des U23-Bundesligarennens in diesem Sommer, das als gelungene Generalprobe betrachtet wurde, hatte der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) Velbert die Ausrichtung der DM für 2010 (Profis, Damen und Herren) angeboten.

Die Finanzierung sollte mit Hilfe von Sponsoren gesichert werden. Und durch die bundesweite Fernsehübertragung hatte man sich einen positiven Werbeeffekt für Velbert erhofft. Nach den Dopingskandalen zuletzt im Oktober, an denen auch deutsche Fahrer beteiligt waren, strichen jedoch die Fernsehsender ihre Übertragungen. Ein Sponsor für das Rennen in Velbert habe sich in der Folge bereits zurückgezogen, berichtete Sportdezernent Holger Richter, und auch der Einstieg eines zweiten Großsponsors sei nicht geklärt.

Mit diesen Unwägbarkeiten auf der Einnahmenseite und den sich abzeichnenden Einsparzwängen im städtischen Haushalt sei die Finanzierung der Veranstaltung in Höhe von 250 000 Euro nicht zu rechtfertigen, befand der Ausschuss.

"Es ist bedauerlich, dass eine Sportart sich selber so zerlegt", sagte Ralph Wilke (SPD), der auch beklagte, "dass wir so entscheiden müssen und nicht anders können". Michael Schmidt (CDU) hätte es gern gesehen, wenn man versucht hätte, mit den Verantwortlichen eine Lösung für die Durchführung des Rennens zu finden: "Velbert hätte 2010 die Stadt des Neuanfangs für den Radsport werden können", sagte Schmidt, der entsprechende Vorschläge seitens der Verwaltung vermisste. Angesichts der vorliegenden Fakten ließ Schmitt aber keinen Zweifel am Votum seiner Fraktion: "Wir werden der Rücknahme der Bewerbung zustimmen müssen."

"Einerseits bin ich enttäuscht, andererseits musste man mit diesem Ergebnis rechnen", kommentierte Rolf Schmelter, der die Sitzung verfolgt hatte, den Beschluss. Der Vorsitzende der Radsportabteilung der SSVg Velbert, in deren Händen die Organisation der Deutschen Meisterschaft gelegen hätte, konnte die Beweggründe der Politiker angesichts der Velberter Haushaltslage und der wegbrechenden Gelder für den Radsport nachvollziehen. Trotzdem: "Der Bund Deutscher Radfahrer hat viele Maßnahmen hinsichtlich Doping-Prävention und Aufklärung ergriffen. Keine Sportart setzt sich derart offensiv mit dem Thema auseinander wie die Radfahrer", sagte der Velberter. "Was würde wohl bei anderen Sportarten bei ähnlich kritischer Betrachtung herauskommen?", würde sich Schmelter mehr Gleichbehandlung, auch durch die Medien, wünschen. Das entschuldige aber keinesfalls das Fehlverhalten der Radsportler.

Ungeachtet der DM-Absage werde man sich weiterhin bemühen, große Rennen wie das der U23 nach Velbert zu holen: "Ich bin da ganz optimistisch", sagte Schmelter. Unter anderem um solche Veranstaltungen durchführen zu können, waren Schmelter und rund 20 weitere Mitglieder der Radsportfreunde zur SSVg gewechselt.