Ratingen: Junge Manager am Kochtopf

18 Schüler der Comenius-Schule betreiben eine eigene Catering-Firma – und das sehr erfolgreich.

Ratingen. Mit skeptischem Blick bestreicht Samira das Kalbfleisch mit einer weißen Thunfischcreme. "Das Fleisch ist doch noch viel zu roh", ruft sie Koch Holger Gesemann zu, während sie versucht, das hauchdünne Stückchen Fleisch zu einer Rolle zu formen. "Das klappt so nicht. Das muss zurück in den Ofen." In der Küche der Comenius-Förderschule wird an diesem Morgen wieder gebrutzelt, gedünstet, verfeinert und dekoriert. Von einem normalen Hauswirtschaftsunterricht sind die Schüler der neunten und zehnten Klassen aber weit entfernt: Seit einem Jahr sind Samira und ihre Mitschüler Manager der schuleigenen Catering-Firma "Tischlein deck dich". Sie beliefern Kunden mit Canapés, Aufläufen, Salaten und Kuchen - auch am Wochenende. Heute haben sie sich mit Holger Gesemann professionelle Hilfe geholt, um neue Rezepte auszuprobieren.

Christa Zwiers, stellvertretende Schulleiterin, begleitet das von der Landesregierung geförderte Projekt seit der ersten Stunde. "Das Projekt hieß zunächst nur Schulfirma. Dass daraus dann ein Catering-Betrieb wurde, ergab sich zufällig", erinnert sie sich. Die Stadt hatte der Schule kurz zuvor eine neue Küche zur Verfügung gestellt, da habe es nahe gelegen, sich mit der Schulfirma darauf zu beziehen. Der erste Auftrag der 18-köpfigen Schülergruppe: Die Bewirtung der Gäste beim Richtfest der angeschlossenen Ogata. "Die Gäste konnten kaum glauben, dass Schüler das Buffet organisiert hatten", sagt Zwiers. Kurze Zeit später flatterten die ersten Aufträge ins Haus. Stadtverwaltung, Vereine und Verbände wollten sich von der Schülerfirma beliefern lassen. Auch eine Hochzeitsgesellschaft haben die Schüler bereits mit Getränken und Canapés versorgt. "Wir sehen uns nicht als Konkurrenz für gewerbliche Catering-Firmen. Die Aufträge müssen sich bei uns wirklich in Grenzen halten. In dem halben Jahr hatten wir nur zwölf Kunden", sagt Zwiers.

Natürlich erfüllt das Projekt auch einen pädagogischen Zweck: Die Schüler sollen lernen, einer Arbeit mit Ausdauer nachzugehen, sauber und pünktlich zu sein, Verantwortung zu übernehmen. Die Organisation nimmt mehrere Stunden in Anspruch, neben den im Stundenplan vorgesehenen zwei Schulstunden arbeiten die Schüler nach dem Unterricht oder am Wochenende. "Es ist schließlich nicht mit kochen getan. Die Sachen müssen eingekauft und ausgeliefert werden. Die Küche muss geputzt und Rechnungen geschrieben werden", sagt Zwiers. "Ich hatte ja zu Beginn wirklich meine Bedenken", gesteht sie. Aber schon nach kurzer Zeit hatten sich die Sorgen in Luft aufgelöst. "Man kann den Schülern ansehen, wie viel Spaß es ihnen macht." Als Entschädigung für die Überstunden machen die Schüler gemeinsame Ausflüge, der Rest des Gewinns (etwa zwölf Prozent) fließt wieder in die Schulfirma-Kasse.

Samira hat das Kalbfleisch mittlerweile wieder aus dem Ofen geholt und beginnt die Creme auf den Scheiben zu verteilen. Freundin Ajshe bereitet die Füllung für die Auberginen zu. "Ich kann mir ganz gut vorstellen, nach meinem Abschluss eine Ausbildung als Köchin zu machen", sagt die Zehnklässlerin. Ihr Mitschüler René ist ihr bereits einen Schritt voraus. Er hat sich gleich bei mehreren Betrieben beworben - bisher aber noch keine Antwort erhalten. "Ich habe schnell gemerkt, dass ich das später machen will", sagt der 16-Jährige überzeugt.