Ratingen: Über die Schikanen des Alltags
Fritz Eckenga füllt mit seinem Solo-Programm das Stadttheater.
Ratingen. Zuletzt war Fritz Eckenga 2005 in Ratingen, damals mit seiner Comedytruppe N8schicht, und damals hatte er schlechte Laune. Auch bei seinem Sologastspiel am Mittwochabend schien es erst so, als müsste man sich auf einen Abend voller Grummeleien, galliger Kommentare, Häme und Schelte gefasst machen. Der Grund für die anfängliche Verstimmtheit entpuppte sich aber bald als banal: Nicht etwa lag dem gebürtigen Bochumer die politische Situation der Bundesrepublik schwer im Magen - er hatte sich schlichtweg verfahren und war deshalb zu spät.
Und ja: Er hat kein Navigationsgerät und er will auch keins. "Seien Sie froh, Sie müssten das ja auch ausbaden! Sie müssten sich dann die ganzen lahmen Navi-Geschichten anhören!" Ein gelungener Auftakt, der die Fahrtrichtung des Abends klar vorgab: Eckenga ist selbstreferentiell geworden und redet weit mehr über den Kabarettisten Eckenga, als wirklich Kabarett zu machen. Warum das trotzdem lustig und extrem unterhaltsam ist? Vielleicht, weil es interessanter ist, als wieder einmal darüber lachen zu müssen, "dass Frauen sich viele Schuhe kaufen und Männer nicht", wie es Eckenga selbst auf den Punkt brachte.
Statt über Schuhe redete er lieber über die Schikanen, mit denen sich ein Tourneekünstler abplagen muss. Mit der Verpflegung etwa, die ihm ein erhebliches Cholesterinproblem eingebracht habe, weshalb er nur noch auf Baguette mit Kochschinken ohne Remoulade besteht. Denn Kochschinken ist derart voll Wasser gepumpt, dass man kaum noch trinken muss. "Ich habe auf der Bühne sonst immer Durst, weil die doch immer Remoulade aufs Baguette machen!" Da nimmt man auch in Kauf, dass der Formschinken aus Separatorenfleisch besteht: "Das, was beim Dönermachen auf den Boden fällt, wird zusammen gekehrt und aus der einen Hälfte macht man Formvorderschinken, aus der anderen macht man Laminat," erklärte Eckenga den staunenden Besuchern. "Ja, das stimmt! So wie fast alles, was ich heute Abend erzähle."
Wahrheit ist ihm wichtig, denn nur, was er selbst erlebt, kann der Autor dann in seinen Texten verarbeiten: "Man steht unter extremem Erlebnisdruck. Manche Kollegen sind so verzweifelt, dass sie sogar Kinder zeugen, nur um mal wieder was zu erleben!" Aber ganz unpolitisch ging es dann doch nicht, und so gab Eckenga noch seine Vorstellung von einem modernen Sozialsystem zum Besten: "Es gibt in unserer Gesellschaft auch für diejenigen noch etwas, die nichts oder nur sehr wenig haben. Zum Beispiel Hoffnung. Oder wenigstens Neid."